Sonntag, 17. Juli 2011

Ihre neue Kreditkarte ist da…

Mit diesen Worten fing das Drama an. 

Ein Schreiben meiner Bank, nicht wirklich überraschend, da die Jahre mal wieder vergangenen sind und eine neue Kreditkarte fällig sei. Vier Jahre können so kurz sein.
Eigentlich alles kein Drama. Dachte ich zumindest.

Briefkasten auf, Post raus: „Hiermit händigen wir Ihnen Ihre neue Kreditkarte aus, blablabla, die neue Pin-Nummer folgt in den nächsten Tagen. Ich gestehe, dass ich mal wieder nicht gemerkt hätte, dass das viel genutzte Kärtchen das Haltbarkeitsdatum beinah überschritten hat. Aber dafür hat man ja PayPal, die einen schon drei Wochen vorher anschreiben, damit ich für meine 2, 5 Einkäufe pro Jahr auch ja die richtigen Daten angebe.

Ich persönlich fand einfach nur, dass der Zeitraum schon knapp bemessen war zwischen alter und neuer Karte. Als wenn ich es geahnt hätte, war am letzten Tag des Monats immer noch keine neue Pin-Nummer da. Also erst einmal per Mail die Bank um Rückruf gebeten. 

Ich bin bei meinem Kreditinstitut, weil ich überall auf der Welt umsonst Geld abheben kann, egal welche Bank und (bis heute) auch wegen dem tollen Kundenservice. So, war es dann auch. Mail geschrieben, 30 Minuten später Rückruf auf meinem Handy.

Eine freundliche Dame hat mir dann erklärt, dass ich das mit der Pin-Nummer einfach vergessen sollte, das wäre ein Formschreiben und würde an alle verschickt, aber wenn die Karte nur verlängert wird, bleibt es bei der bisherigen Nummer. 

Ok, hätte man anders handhaben können, es soll ja durchaus unterschiedliche Infobriefe geben, die man an verschiedenen Gruppen verschicken kann, aber wenn dem so ist, auch gut. 

Sie bat mich dann noch, die alte Kreditkarte Anfang Juli zurückzusenden, das wäre der Bank lieber, als wenn ich sie wie üblich zerschneiden würde. Fand ich zwar auch seltsam, aber was tut man nicht alles für ein ausgeglichenes Kunde/Dienstleister-Verhältnis. Ich bin halt nett.

Normalerweise hole ich einmal die Woche Geld ab, für das was man in der Woche so braucht. Da ich ja nun zwei Wochen Urlaub hatte, ist der Betrag höher ausgefallen, damit ich flexibel bleiben konnte. Das war anscheinend mein Glück, das und meine Faulheit heute. Es war so schön warm und das Sitzen in der Sonne mit meinem Buch war so bequem, ich habe das Thema „Geld abholen“ einfach mal auf Morgen verschoben, ganz im Sinne von Scarlett O`Hara „Morgen ist auch noch ein Tag…“.

Danke Scarlett, durch dich bin ich noch Besitzer einer gültigen Kreditkarte.

Aber der Reihe nach. 

Heute war dann wieder Post von der Bank in meinem Briefkasten. Sehr geehrte blabla…. hier Ihre angeforderte Ersatzkarte.

Ersatzkarte? Angefordert? Von wem? Ich bin zwar Zwilling als Sternzeichen, aber bisher hat sich meine zweite Hälfte noch nicht selbstständig gemacht und ein Eigenleben begonnen?

Weil mir das alles seltsam vorkam, bin ich erst einmal in mein Online-Banking und habe nachgesehen, ob dort alles in Ordnung ist. Und siehe da... auf einmal war ich stolzer Besitzer zweier Kreditkarten, eine davon freundlicherweise mit einem Minusbetrag. Da Minusbeträge bei Banken meistens auch Kosten nachvollziehen, stieg nun so langsam mein Adrenalin-Pegel.

Ran an die Hotline-Nummer und mit den Fingern trommelnd auf eine Verbindung gewartet. Finger trommeln ist eigentlich nicht mein Ding, normalerweise bin ich eher der Summer. Das ist wie bei einem Kessel, der kurz vorm Dampfablassen ist, der pfeift – ich summe. Im summenden Zustand sollte man mich also eher in Ruhe lassen und warten bis der Sturm vorbei ist. Aber ok, heute trommel ich halt mal.

Die Verbindung kam zustande und am Apparat war ein freundlicher junger Mann, der nichts Übles ahnte. Ich dagegen schon.

Ich meine, ich habe wirklich nichts gegen Leute mit Dialekt. Ich bin im Ruhrgebiet geboren (uns versteht auch nicht jeder), vom Hamburger „Platt“ (ich liebe diesen Dialekt) nach München gezogen, wo man bekanntlich Bayrisch spricht (mehr sage ich da jetzt mal nicht zu)

Jedem das Seine, in seinem Privatleben. Wenn ich mich aber für eine Arbeit in der Öffentlichkeit entscheide und ich finde eine Hotline ist so was von öffentlich, dann wäre es schon schön, wenn ich mich so ausdrücken könnte, dass man mich a) versteht und B) beim Zuhören keine Gänsehaut den Rücken herunter läuft.

Ohne da jetzt näher drauf eingehen zu wollen, ich möchte ja Niemandem zu nahe treten, der sich gerade selber reden hört, aber der Anfang war irgendwie schlecht gewählt. 

Jetzt hätte der freundliche Hotliner das Steuer herumreißen können, in dem er sich meine Geschichte anhört und mir sachkundige Antworten gibt, die das ganze eventuell erklären. Ich hatte ihm in kurzen Worten (ja, ich kann das durchaus) die Sachlage erklärt und wollte nun eine Aussage, warum ich auf einmal zwei Kreditkarten habe und einen Minusbetrag auf einer der Beiden.

Erst einmal herrschte ratloses Schweigen am anderen Ende. Dann kam ein triumphierendes „Ja, das ist ja klar, sie haben die eine Karte sperren lassen und daher haben wir ihnen die neue Karte zugeschickt. Der Minusbetrag entsteht dadurch, dass man die Beträge dann umbucht auf die neue Karte.“

Mein, immer noch nett gemeinter, Einwand „Und sie glauben, ich würde hier bei Ihnen anrufen, wenn ich selber meine Karte gesperrt hätte?“ wurde anscheinend von ihm überhört (vielleicht war Hochdeutsch einfach zu deutlich in der Aussprache, das mag für ungeübte Ohren schwierig klingen)

Er versicherte mir, es würden durch diese Umbuchungen keine Kosten entstehen, da es nur interne Verbuchungen wären.

Meine Antwort: „Davon gehe ich aus, da ich Ihnen die Kosten sonst rückbelasten würde. Was aber nicht die eigentliche Frage war. Dürfte ich noch einmal nachhaken, wann ich die Karte gesperrt habe und wie das ganze abgelaufen ist? Per Telefon, per Mail? Wann würde mich auch interessieren.“

Eine spannende Stille entstand, nur unterbrochen von einigen Tippgeräuschen. Dann auf einmal ein leicht verstörtes: „Das ist ja komisch, ich kann hier gar nichts sehen, von einem Kontakt mit Ihnen“. 

Meine Antwort, schon etwas gereizter: „Das beruhigt mich ungemein, ich bin also doch noch Herr (oder Frau) meiner Sinne.“

Seine Antwort: „Ja, das ist schon seltsam und ich kann hier nur sehen, dass die Karte gesperrt wurde, aber nicht auf wessen Veranlassung“.  Erleichtert, damit das Problem eingekreist zu haben, meinte er dann sagen zu müssen, dass ja nun alles klar sei und ich jetzt einfach die neue Karte nutzen sollte, bzw. nutzen könne, wenn nächste Woche die dazugehörige Pin-Nummer käme.

Im Prinzip ein kundenfreundlicher Satz, der aber recht heimtückisch zwei Tatsachen versteckt. Zum einen sagt mir das, dass meine Kreditkarte, die ich bisher glaubte zu besitzen, gar nicht mehr gültig war. Hätte ich also damit bezahlt, wäre das ziemlich peinlich geworden. Zum anderen bedeutet dies, dass Scarlett nicht nur bis Morgen warten muss, sondern bis Ende nächster Woche, denn ohne Pin-Nummer keine Geld. Auch ohne jemals TARA* besessen zu haben, hatte ich mit der tragischen Südstaaten-Roman-Figur eines gemeinsam: ich war ziemlich abgebrannt.

Beide Tatsachen wurden von meinem freundlichen Hotliner ganz elegant umschifft, in der Hoffnung, dass sein Gegenüber das sicher nicht merken würde. Hat sie aber doch. Und mittlerweile fand ich das alles gar nicht mehr lustig und ich muss auch leider zugeben: ich war nicht mehr nett.

Ich habe ihm dann kurz und schmerzlos mitgeteilt, was ich von der ganzen Situation halte, was ihn zu der Aussage bewegt hat: „Ja, ich weiß, ich habe schon in den Bericht hinein geschrieben, dass sie etwas sauer sind“.

Da war er. Der Moment zum Aussteigen. Zum Mörder werden ist nie gut, auch nicht, wenn es nur gedanklich durchs Telefon ist. Ich habe ihm dann abschließend mitgeteilt, dass ich morgen meine andere Karte benutzen und die Kosten der Bank belasten würde und spätestens Montagmittag einen Rückruf erbeten, von jemandem der sich auskennt und mir definitiv verraten kann, warum es möglich ist, dass ohne mein Zutun meine Kreditkarte von wem auch immer gesperrt wird.

Nicht ohne ihm noch einmal deutlich mitzuteilen, dass „Vielleicht hat meine Kollegin sie damals falsch verstanden“, keine befriedigende Antwort ist. Ich denke es ist bei ihm angekommen. 

Ich freue mich schon sehr auf Montag. Kann man seinen ersten Arbeitstag nach dem Urlaub besser verbringen?








* TARA = Heimat von Scarlett O`Hara und Rhett Butler "Vom Winde verweht" (leider zwischendurch mal bis auf die Grundmauern abgebrannt)



8 Kommentare:

  1. Aufhööööööören....lol... mir laufen die Lachtränen in Strömen :) Diese Art von Problem taucht leider Gottes immer wieder auf, wo man "hauseigenen" Kundenservice gegen den eines Callcenters austauscht, in dem für 10 oder mehr Unternehmen (ab)gearbeitet wird. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung und gönne mir erstmal einen Guten-Morgen-Kaffee :) P.S. : Schreib bloß in dem Stil weiter ^^

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  2. Im Moment bin ich noch ganz hoffnungsvoll, dass es keine Fortsetzung geben wird, über die es sich zu schreiben lohnt. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt *g*

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  3. Irgendwie erinnert mich das an meine Endlos-Story mit AOL Hotlinern *ggg*
    Joerch

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  4. :-) Prächtig
    Sag mal, heute ist Montag! Und was gibt es zu berichten?????

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  5. Montag - Anruf meinerseits, das man mich doch zurückrufen wollte? Anderer Sachbearbeiter. Sie kümmert sich drum.

    Dienstag - ich warte immer noch, dass sie sich kümmert. Ich hätte wahrscheinlich nicht sagen sollen, dass ich auch meine 3,95 € Gebühren wieder haben möchte, die mir durch das Geldabheben mit der normalen Geldkarte entstanden sind... mal schauen :-)

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  6. Hat man sich nun schon gekümmert?

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  7. Mittwoch und Donnerstag - null Reaktion - ich warte jetzt noch ab, ob wenigstens die Pinnummer kommt und wenn nicht, dann rummst es im Karton :-)

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