Samstag, 11. Juni 2011

„The Time of My Life“ von Patrick Swayze und Lisa Niemi

Ich bin eigentlich ein Buch-Konsumierer, ein Schnellleser, der alle zwei Tage ein neues Buch anfängt, ohne groß darüber nachzudenken und ohne dass es großartige Einflüsse auf mein Leben hat. Deswegen lese ich wahrscheinlich auch Krimis, Thriller oder ab und an mal Liebesromane. Leichte Kost halt, über die man nicht nachdenken muss. Vor allem muss ICH nicht denken während ich lese und das ist es, was mir an meinen Lesezeiten gefällt. Ich kann meine Umgebung für eine gewisse Zeit ausschalten und muss mich nicht mit ihr befassen.

Jetzt habe ich ein Buch gelesen, welches es einfach verdient, dass man sich dazu äußert. Der eine oder andere wird vielleicht schon beim Titel gelächelt haben: Patrick Swayze, Schwarm aller Frauen. Eintänzer vom Dienst, den man irgendwie nicht ernst nimmt, weil man nur die Filme von ihm kennt, die ihn letztendlich berühmt gemacht haben "Fackeln im Sturm", "Dirty Dancing" und "Ghost". Ich war immer schon ein Fan, egal ob als Johnny Castle, Orry Main oder Sam Wheat und ich habe auch „schlechte“ Filme von ihm zuhause, die im Kino eher gefloppt haben, wie z.B. „Letters from a Killer“, weil ich ihn schon immer faszinierend fand. 

Ich kann nicht einmal sagen warum, aber irgendetwas an seiner Art sich zu bewegen, seine Ausdrucksweise und dem was man fühlt, wenn man ihm zusieht, hat mich immer angezogen und berührt. 


Nachdem ich zufällig auf das Buch gestoßen bin, wollte ich es natürlich auch lesen, um vielleicht auch mal ein wenig mehr über den Menschen Patrick Swayze, über „Buddy“ zu erfahren. Ich habe es zuerst mit auf meinen üblichen Arbeitsweg mitgenommen, um die U-Bahn-Strecke zu überbrücken, was sich aber schnell als Fehler heraus gestellt hat. Dieses Buch packt einen von Anfang an und die Gefühle die es beim Lesen hervorruft sind so intensiv, das möchte man doch lieber in Ruhe lesen.

Obwohl ich schon einige Dinge über ihn wusste, wie z.B. dass er seine Jugendliebe geheiratet hat und völlig skandalfrei 33 glückliche Jahre mit ihr erlebt hat, was in Hollywood ja schon fast an ein Wunder grenzt, habe ich auch viele interessante Einblick in sein Leben bekommen, die mir nicht bewusst waren.

Mir war die Vielseitigkeit nicht bewusst, die ihn wahrscheinlich auch geprägt hat. Welcher Mann kann schon von sich behaupten, erfolgreich in einer Football-Mannschaft zu spielen und gleichzeitig in der Tanzschule seiner Mutter Ballett zu tanzen? Der spätere Golden-Globe-Gewinner war nicht nur ein hervorragender, ausgebildeter klassischer Tänzer, sondern auch für die National-Auswahl seines Landes im Turnen vorgesehen. Ausgebildet im Kickboxen und diversen Nahkampfstilen, von seinem Vater im Rodeo-Reiten trainiert, war er ebenfalls ein guter Tischler, so dass er sich in seinen mageren Zeiten zusammen mit seiner Frau mit dem Bau von Hundehütten über Wasser halten konnte und diversen Bühnenbildern. Kurz vor dem Beginn der Dreharbeiten zu „Fackeln im Sturm“ hatte beide gerade mal 3 Dollar auf dem Konto.


Es ist mit Sicherheit kein literarisches Meisterwerk, sondern ein mit viel Gefühl geschriebener Lebensbericht, von einem Menschen, der nichts geschenkt bekam, sondern sich vieles unter Schmerzen erarbeiten musste, der aber trotzdem nie aufgegeben hat. Ein Mensch voller Selbstkritik, die ihn letztendlich aber immer wieder angespornt und angetrieben hat. 

Wenn ich so darüber nachdenke, ist eines der Dinge, die mich so an ihm angezogen haben, diese Mischung aus Härte, die er auch oft in seinen Rollen gespielt hat und das Gefühlvolle, was bei ihm immer deutlich herüberkam. Ich habe früher selbst mal gesagt „Ich suche eigentlich einen romantischen Macho“, aber im Buch habe ich eigentlich eine noch bessere Beschreibung gefunden. Patrick Swayze schreibt über seinen Vater:
„….und dass ich mit einem Vater aufgewachsen bin, der sowohl stark als auch sanft war, hat mich tief beeindruckt. Ich begriff, dass es nicht unmännlich ist, eine weiche Seite zu haben. Im Gegenteil. Sie machte einen zu einem besseren Mann.“ 

Dass ihn dieser Mann sehr geprägt hat, merkt man deutlich beim Weiterlesen und das macht vielleicht einen Großteil seiner Wirkung auf andere aus. 

Das Buch macht deutlich, was eigentlich jeder weiß, dass ein Leben als Star nicht nur aus glänzenden Zeiten besteht und das der Weg dahin oft steinig ist. Das Leben von Patrick Swayze und Lisa Niemi bestand aus vielen Höhen und Tiefen, die sie gemeinsam gemeistert haben in dem sie sich immer wieder gegenseitig unterstützt und gehalten haben. Sie haben versucht ihre Träume zu leben und hatten die Kraft sich neue Träume und Ziele zu suchen, nachdem einige gescheitert sind.

Dieses Buch hat mich bewegt. Ich habe geschmunzelt und auch mal lauthals gelacht, ich hatte oft beim Lesen einen Kloß im Hals und habe nachgedacht, über das was ich gelesen habe und mich gefragt, wie es mir dabei ergangen wäre, wie ich selber mit solchen Ereignissen umgehen würde. Ich habe es manchmal aus der Hand gelegt, weil es mich ergriffen hat und ich habe es nicht weglegen können, weil ich unbedingt wissen wollte wie es weitergeht. 

Ich denke voller Anteilnahme an Lisa Niemi. Der Verlust eines geliebten Menschen ist immer schwer, aber wie schafft man das, wenn man über einen so langen Zeitraum, so intensiv zusammengelebt hat...
                                                                                                                         


Ich kann das Buch mit gutem Gewissen empfehlen und ich denke es wird auch Lesern gefallen, die bisher keine „Fans“ waren. Vielleicht werden sie ja noch im Nachhinein dazu. Es ist ein ergreifendes Buch. Der Lebensbericht eines bewegten Lebens, welches viel zu früh zu Ende war.

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Im Januar 2008 wurde bei Patrick Swayze Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert, an dessen Folgen er am 14. September 2009 starb…


Good Bye Buddy.



***


Wer bin ich?... 2. Teil

...Fortsetzung...

Wo waren wir stehen geblieben? Bei meiner eigenen Buchhandlung... Ich hatte drei wirklich gute Jahre, die viel Spaß gemacht haben und mir gezeigt habe, dass ich meinen Platz in der Berufswelt gefunden habe. Essen-Holsterhausen, war ein ruhiger, aber trotzdem lebendiger Stadtteil, mit netten Kunden. Ich hatte in kurzer Zeit viele Stammkunden und ich war zufrieden mit meinem Leben. Viel Zeit blieb mir zwar nicht in der Woche, aber das war es mir wert.

Bis zu dem Sonntag, der mein ganzes weiteres Leben ändern sollte. Gegen Mittag wurde ich in meiner Wohnung in der Stadtmitte in meiner Sonntagsruhe gestört und das dann auch noch von der Polizei. Mir wurde mitgeteilt, dass in meiner Buchhandlung eingebrochen wurde und dass ich bitte mitkommen sollte, um den Schaden zu begutachten. Viel zu begutachten gab es leider nicht mehr, ich stand vor einem völlig leergeräumten Laden, in dem sich gerade mal noch ein wenig Geschenkpapier und ein paar Postkarten befanden. Angeblich eine Einbruchserie, die Ware wäre sicher schon in einer anderen Stadt laut Aussage eines Polizisten (der leider bei der Verhandlung gegen meine Versicherung zwei Jahre später nichts mehr davon wusste)

Kurz um, ich stand von einem Tag auf den anderen ohne einen Pfennig Geld und ohne Existenz da, dafür mit einem Riesenkredit, da sich herausgestellt hat, dass die über einen Freund (der es dann nicht mehr war) abgeschlossene Versicherung leider sehr schwammig war und mir nach mehreren Jahren das Geld für die Anwaltskosten ausgegangen ist. Wobei "ausgegangen" eigentlich nicht die richtige Formulierung ist, denn ich hatte ja keines. 

Ich war verzweifelt, schloss mich zuhause mehr oder weniger ein und wusste nichts mehr weiter. da Verzweiflung in den meisten Fällen auf Andere recht unattraktiv wirkt, und ich sowieso nicht mehr in die erfolgreiche Riege von Jungunternehmern in meinem Freundeskreis passte, stand ich alleine da. Eine Erfahrung, die ich zwar nicht jedem gönne, aber ich muss im Nachhinein sagen, sie hat mich gelehrt, was Freundschaft wirklich bedeutet - zwar schmerzhaft, aber fürs Leben.

Zum Glück, war ich bis zu diesem Zeitpunkt ein pünktlicher Zahler und als ich langsam wieder zu mir kam und anfing Schadensbegrenzung zu betreiben in Zusammenarbeit mit meiner Bank, konnte ich mit allen Verlagen und Lieferanten Ratenzahlungen vereinbaren. Einer dieser Verlage rief dann zurück und bot mir einen Job an.

Somit begann ein neuer Lebensabschnitt, meine Zeit als Verlagsvertreterin.

Verlagsvertreter hat zur damaligen Zeit bedeutet, dass ich mit mehreren Gepäckstücken und Mustermappen durch alle Buchhandlungen Nordrhein-Westfalens gereist bin, jeden Tag 300-400 km Autofahrt und mit einem festen Kundenkreis von ca. 1500 Besuchskunden. Wir haben damals ausschließlich auf Provision gearbeitet und mussten richtig was tun für unser Geld. Ich betone das deswegen so, weil ich heute in einem Büro arbeite, wo der Außendienst eine Handvoll Kunden betreut und täglich im Büro anruft um zu erfahren, was seine Kunden beim letzten mal für Aufträge und Rabatte hatten und wie deren Umsätzen oder Ansprechpartner sind.

Da haben wir dann tatsächlich noch anders gearbeitet. Ich kannte alle meine Kunden und natürlich auch die Konditionen, was gar nicht mal so einfach war, denn als freier Verlagsvertreter hatte man immer mehrere Verlage, die dann alle unterschiedliche Konditionen hatten. Zuerst mit Karteikarten, später dann mit einer eigenen Datenbank (Danke Papa!) - ich glaube ich hätte mich geschämt, wenn ich das alles täglich hätte erfragen müssen *lach*

Nun ja, trotz der Tragödie vorab, war es eine erfolgreiche, stressige aber schöne Zeit. Das Außendienstdasein hat mir gefallen, Verkaufen lag mir anscheinend im Blut und ich konnte reden, reden, reden - das ist mir immer schon leicht gefallen. Ich hatte mehrere erfolgreiche Formate, die man mit gutem Gewissen anbieten konnte und mit denen man überzeugen konnte. Sie haben mir geholfen, meine Altlasten abzutragen, was mir bis heute noch nicht ganz gelungen ist, aber ohne diese wohltuende Zeit, würde ich vermutlich mit 90 Jahren noch Abzahlungen leisten.

14 Jahre habe ich diesen Beruf ausgeübt. 14 Jahre in denen ich geheiratet habe und wieder geschieden worden bin. In denen ich neue Leute kennengelernt habe und alte Leute verloren habe. Es waren gute Jahre im Rückblick, wenn auch der eine oder andere Schicksalsschlag in persönlichen Bereichen immer mal wieder für Wolken gesorgt haben, aber irgendwie habe ich immer die Kurve bekommen, habe mich aufgerappelt und bin weiter nach vorne unterwegs gewesen.

Irgendwann habe ich dann trotzdem gemerkt, dass ich an meine Grenzen angekommen bin. 14 Jahre lang 16-Std.-Tage und dann immer unterwegs, das hinterlässt dann doch irgendwann Spuren. Die Zeiten haben sich langsam geändert. Warenwirtschaftssysteme haben immer mehr die Vertreter in Fleisch und Blut ersetzt, Amazon und andere Onlinemöglichkeiten waren auf dem Vormarsch und neue Verlage waren oft nur auf Angestelltenbasis zu bekommen, was ich nicht wollte, da mir da der Verdienst gefehlt hätte.

Ich hatte mich in der Zwischenzeit mit dem Internet, oder besser gesagt mit AOL angefreundet. Für einen Menschen wie mich, mit wenig Zeit, eine faszinierende Welt, die jederzeit greifbar war, ohne viel Vorbereitung und Planung. Von menschlichen Aktionen des Öfteren enttäuscht, hat mich diese Welt in einer Zeit erwischt, wo mir ein wenig virtueller, unverbindlicher Ausgleich ganz recht kam, den man jederzeit abstellen konnte, per Knopfdruck.

Recht schnell gefiel mir aber auch die technische Seite, die sich bisher nur in ausufernder Handybegeisterung gezeigt hat (oder vielleicht auch nicht, denn ich war auch die einzige in meiner Klasse, die den Technikunterricht der Haushaltsführung vorgezogen hat *g*)

Ich begann nebenbei bei AOL zu arbeiten und nachdem ich wieder einmal von einem Meeting aus Hamburg zurückkam, stand für mich fest: Mut zum Risiko! Ich wollte aussteigen und noch einmal neu anfangen um auch in den nächsten Jahren ein festes sicheres Einkommen zu haben. Was lag da näher, als die Branche zu nehmen, die meinem bisherigen Job immer näher kam und ihn langsam aber sicher mühselig gemacht hat?

Bei meinen AOL-Treffen in Hamburg habe ich immer wieder das Gefühl gehabt: Hier gehörst du eigentlich hin. Beim Nachhause fahren war es eher so, als würde ich meine Heimat verlassen und keine fremde Stadt. Aus diesem Bauchgefühl heraus, habe ich nicht nur meinen Job gewechselt, sondern auch die Stadt: ich bin nach Hamburg gezogen (genauer gesagt nach Quickborn, denn das war billiger und ich hatte es trotzdem nur 10 Minuten bis zum Hafen) AOL habe ich trotzdem weiterhin als Telearbeiter zur Verfügung gestanden, das war ein guter Kompromiss, nachdem ich jahrelang alleine unterwegs war und nur von mir abhängig.

Als Ausgleich habe ich mir noch eine Stelle in der BMW-Niederlassung im Vormittagsservice gesucht, so konnte ich immer noch reden und bin nicht eingerostet.



Ich kann ohne zu zögern sagen, dass diese Jahre in Hamburg, die schönsten in meinem Leben waren. Nie habe ich mich wieder irgendwo so wohlgefühlt wie damals in Hamburg. Es hat einfach gepasst, als wäre ich endlich als letztes Teilchen in mein eigenes Puzzle gesprungen. Der einzige Wehmutstropfen, war die Trennung von meiner Freundin, aber ich muss trotzdem sagen, wenn ich heute Heimweh habe, dann nach Hamburg, nicht nach meinem eigentlich Heimatsort Ruhrgebiet.

Und das ist dann auch schon die Überleitung zu meinem heutigen Lebensabschnitt. Ich habe den (hoffentlich) letzten kapitalen Fehler meines Lebens gemacht und bin dem Ruf der Liebe nach München gefolgt. Leider war es eher ein Irrgesang (sagt euch der Begriff Soziopath etwas? Mir jetzt schon...) 

Da ich aber nun schon etwas älter und auch nicht mehr ganz so mutig bin wie in den letzten Jahren, bin ich geblieben und habe dem Risiko eines erneuten Umzuges, einen sicheren Job vorgezogen. Der erste als Angestellte in einem kleinem Verlag, war der leider nicht ganz so sicher und zog eine Insolvenz nach sich (komisch, genau die hatte ich immer versucht zu vermeiden in meinem Leben, obwohl sie vielleicht einiges einfacher gemacht hätte)

Heute arbeite ich in einem alteingesessenen Münchner Verlagshaus, wir verkaufen ein Produkt, welches ich gut finde und hinter dem ich stehen kann. Außerdem habe ich einen manchmal etwas anstrengenden, aber sehr innovativen Chef, dem man gerne bei der Arbeit zuschaut (möglichst ohne ihm dabei im Weg zu stehen *g*), weil er etwas "auf dem Kasten" hat und ich ihm zutraue auch weiterhin viele Ideen zu haben, so dass ich meinen goldenen Kugelschreiber zur Rente von ihm in die Hände gedrückt bekomme. Ich fühle mich gut aufgehoben in unserer Firma, auch wenn das am Anfang nicht immer so war und  heute noch nervige Geschichten passieren. 

Aber ich denke, wir werden noch einiges schaffen und unseren Platz in München verteidigen können *klopf auf Holz* - so was macht dann Spaß, auch wenn es nur als Zuschauer ist und ich selber nicht so wie früher mitwirken und Hand anlegen kann, da ich jetzt mehr in einem passiven Bereich tätig bin, der die Sachen einfach nur umsetzt .

So, das war zumindest lebenslaufähnlich eine kurze Einführung in mein bisheriges Schaffen - die Person die dahinter steckt, werdet ihr sicher auch noch kennenlernen, durch das eine oder andere Thema hier, ich bin mir da ganz sicher ;-)