Donnerstag, 22. September 2011

Will ich das wirklich sehen…?


Da geh ich frohen Mutes an meinem freien Tag eine Runde schwimmen und denk mir nichts Böses. Biege um die Ecke der Garderoben und denke ich bin in einem Werbesport für FKK-Urlaub gelandet.

Die Duschen sind im Olympia-Bad zwar getrennt, aber die Garderoben gemischt, da man „eigentlich“ in die Kabine geht, sich dort umzieht und dann die Sachen in einen der Garderobenschränke verstaut.

Heute wohl nicht.

Mitten im Gang stehe ich auf einmal drei splitterfasernackten Jung-Managern gegenüber (ich tippe auf BMW…), die sich angeregt und wichtig über Fusionen und ähnlich dringende Dinge unterhalten, die unbedingt jetzt in diesem Moment geklärt werden müssten. Vermute ich zumindest, denn sonst hätte man sich vielleicht die Zeit zum Anziehen genommen.

Ich bin ja nicht prüde, aber will ich das wirklich morgens VOR dem Frühstück sehen?

Ich gebe ja auch offen zu, dass meine Reaktion vielleicht anders ausgefallen wäre, wenn besagten Herren ein wenig besser anzusehen gewesen wären (ja, auch Frauen haben einen Hang zum Sexismus, warum auch nicht? Kann ab und an ganz nett sein)

Aber wie so oft, wenn Menschen sich berufen fühlen, sich zu zeigen, wie man sie schuf, dann ist es nicht gerade die Beauty-Elite der Nation. Muss ja auch nicht. Gehöre ich ja auch nicht zu. Aber genau deswegen gehe ich in die Kabine um mich umziehen.

Baumelnde Gehänge an schneeweißen Bürohengst-Körpern gehören definitiv nicht zu meinen frühmorgendlichen Augengenüssen, da bin ich mir sicher, selbst wenn ich noch 10 Jahre Single bleibe. Da hilft es auch nicht, dass es bei einem der drei Herren eher so aussah, als wäre ein Streichholz unter einen prämierten Megakürbis gefallen.

Nachdem ich mich dann erfolgreich an besagter Diskussionsgruppe vorbeigequetscht habe, bin ich in die Schwimmhalle gegangen und wollte mein Handtuch wie gewohnt auf eine der Liegen legen. Eine Sekunde später habe ich mir spontan gewünscht, ich könnte es mir über den Kopf ziehen.

Gleich nebenan lagen zwei Damen in (weit) fortgeschrittenem Alter, deren entblößten Brüste, frech in der Gegend herumlagen. Ich habe nicht mehr so genau schauen wollen, aber ich denke zumindest sie haben zu den Damen gehört, wenn sie auch schon etwas weiter entfernt lagen. Die beiden hat es auch nicht gestört, dass wir uns in einem Hallenbad befunden haben, wo die Aussicht auf Sonne eher gering ist. 

Andererseits wäre das auch nicht mehr nötig gewesen, da beide anscheinend einen großen Teil ihrer Zeit auf der Sonnenbank verbringen, zumindest sah die Haut sehr danach aus, was den Anblick insgesamt leider nicht erträglicher gemacht hat.

(ich muss unbedingt daran denken, meine Grillhendl-Gutscheine mit auf die Wiesn zu nehmen, wenn ich am Wochenende gehe – …warum fällt mir das jetzt gerade ein?)

Als dann noch ein weiteres männliches Exemplar neben mir aus dem Wasser gestiegen ist, welcher anstatt der herkömmlichen Badehose, eine weißes, flatterndes  Seidenhöschen anhatte, habe ich mich doch mal kurz nach einer versteckten Kamera umgesehen. Langsam wurde das suspekt. Aber es war keine zu sehen.

Vielleicht hatte ihm ja tatsächlich niemand gesagt, dass weiße, dünne Seiden-Stoffe nicht gerade für ihre deckende Wirkung bekannt sind. Egal. Auch hier haben wir nicht über Dimensionen gesprochen, die weiter aufgefallen werden. 

Ja, ich weiß, ich bin gehässig. Aber wenn es nun mal so war?

Nachdem ich meine Bahnen geschwommen bin und meine Wasser-Gymnastik zum Abschluss anstand, habe ich mir die schöne, friedliche Wiese draussen angesehen, das lenkt ab, dann merkt man gar nicht, wie die Muskeln arbeiten. Aber man glaubt es kaum: wieder fiel mein Blick auf kleine Stummelschwänzchen.

Diesmal aber in Gestalt dreier süßer, kleiner Hasen, die endlich ihre Wiese für sich hatten, nachdem die Temperaturen nicht mehr zum Sonnen einladen. Mit dem Anblick konnte ich dann leben. Die niedlichen, rumhüpfenden Puschel haben meine visuelle Wahrnehmung wieder in angenehme Richtungen gelenkt.  Bin ich froh.