Sonntag, 18. März 2018

Der Trend geht zum Zweitsporn

Lang, lang ist es her, dass ich gebloggt habe, aber jetzt gibt es doch tatsächlich ein Thema, welches den normalen Message-Rahmen in den sozialen Netzwerken sprengt...

2012 habe ich hier an dieser Stelle das Fersensporn-Drama an meinem rechten Fuß beschrieben (Wann gibt es endlich gute Ärzte auf Rezept?) das Ganze hat über ein Jahr gedauert, bevor ich wieder schmerzfrei laufen konnte.

Durch einen kleinen Unfall im letzten Urlaub am Bodensee, habe ich mir dann anscheinend so einen verkorksten Schongang über Wochen angewöhnt, dass ich mir am linken Fuß einen weiteren Fersensporn eingefangen habe...der Trend geht wohl zum Zweitsporn.

Schlecht, wenn man mittlerweile einen Job hat, wo man die meiste Zeit zu Fuß unterwegs ist. Das macht sich dann zwar gut im Fitness-Tracker, ist aber für den Arbeitsalltag eher ungeeeignet, wenn jeder Schritt weh tut. Wenn es dann irgendwann so weit gekommen ist, dass man nicht mal mehr auftreten kann, wird so ein Fersensporn schnell zur Qual und schränkt das Leben gewaltig ein. 

Man kann sich also vorstellen, dass die letzten Wochen nicht wirklich angenehm waren. Längere Cachetouren sind ausgefallen, ebenso wie ausgedehnte Spaziergänge oder das Rumhüpfen bei Gymondo. Da wir seit Anfang des Jahres auch abnehmen, wurde das Ganze immer ärgerlicher. Auch im Büro gab es Probleme, wenn man ständig zwischen zwei Etagen unterwegs sein soll, aber nicht wirklich kann. Nach einem Arbeitstag gab es abends nur noch die Couch, mehr war einfach nicht mehr machbar und selbst das Wochenende hat oft nicht zum Erholen gereicht.

Bis zu dem Tag, wo mir empfohlen wurde mal "Schwester Jubilata" zu googlen.

Schwester Jubilata??? Ne, ist klar. Soll ich meinen Fersensporn jetzt weg wünschen lassen oder besprechen? Hier muss gesagt sein, dass ich eher der Realist im Alltagsleben bin. Jeder Zeit bereit die Phantasie schweifen zu lassen, bin ich was das tägliche Leben angeht doch eher auf dem Boden der Tatsachen zu finden. Aber da mein übliches System "Wir ignorieren den Schmerz, dann verschwindet er auch wieder" diesmal nicht funktioniert hat, mussten wohl neue Wege her. 

Mit gemischten Gefühlen las ich also erst einmal den Artikel, den Google mir bevorzugt  präsentierte: Schwester Jubilata und der Schmerz





Ok, das klang jetzt nicht nach "Du musst nur fest dran glauben", eher ein wenig erschreckend, denn ich wollte ja Schmerzen loswerden und mir nicht neue zulegen. Kurz um, ich habe drei Tage gebraucht, bis ich mich getraut habe den Telefonhöhrer in die Hand zu nehmen und bei Schwester Jubilata anzurufen... 

...um 10 Minuten später völlig fasziniert wieder aufzulegen, mit einem Termin in der Oberpfalz ein paar Tage später. Ich wusste immer noch nicht, worauf ich mich genau einlasse, aber ich hatte eine entzückende Jubilata am Telefon, die wahnsinnig sympathisch und freundlich war, so dass man schon bei diesem kurzem Gespräch das Gefühl hatte, da breitet jemand die Arme aus und ich muss nur nach hinein springen.

Am letzten Samstag war es dann soweit. Wir fuhren früh los und standen pünktlich um 09.00 Uhr mit gemischten Gefühlen vor dem Kloster Strahlfeld. Das Haus der Begegnungen ist ein freundliches offenes Gebäude im Kloster und wir durften gleich hoch in den 2. Stock zum Wartezimmer von Schwester Jubilata gehen. 




Diese erschien auch wenig später mit einem spitzbübigem Lachen und einer weiteren Mitarbeiterin. 

Ich wurde mitgenommen in den angrenzenden Raum, den ich neugierig betrat. Zu meinem Entsetzen wurde mir gesagt, dass Ingo draussen warten sollte. Da man mir meine Panik wohl angesehen hat, sollte ich selber entscheiden, ob er dabei sein sollte, zumindest bis ich das böse Wort "Fersensporn" ausgesprochen hatte. Das änderte noch einmal alles. 

*Oh. Fersensporn... dann werden wir noch einmal den Raum wechseln und dann kann ihr Mann auf keinen Fall mitkommen. Sie werden schreien, da sollen sie sich nicht schämen* Kaum ausgesprochen betraten wir einen kleineren isolierten Raum, ganz ohne den Mann, der immer und überall meine Stütze ist und ohne den ich sowas nie geplant hätte.

Aber jetzt gab es kein zurück mehr, da musste ich nun durch...

"Wissen Sie, was auf sie zukommt?" war die nächste Frage. Ich gebe zu, da schluckt man schon erstmal. Natürlich wusste ich ungefähr, was mich erwartet, aber wollte ich es wirklich genau wissen? 

Eigentlich war es ja ganz einfach:

- Schmerzquelle bzw. Schmerzpunkt finden
- Holzstab ansetzen
- Schmerzquelle zerstören
- Schmerz weg

Klingt jetzt nicht nach einer großen Geschichte. 

Vorher noch die Auswahl zwischen Stresskissen oder Kuscheltierchen, ich brauche Beistand, also natürlich die Kuscheltiere. Rechts und links in die Hand genommen, wegen mir können wir!
Kann losgehen. 

Die medizinische Kurzfassung würde wohl folgendes beinhalten:
Zerstörung der Fersenfortsätze am linken und rechten Fuß inkl. aktivieren der weiteren Problemzonen.

Das emotionale Chaos in meinem Körper ging von "Das überlebe ich nicht!" bis hin zum "Lass es einfach nur bald vorbei sein". 

Laut Ingo hat man meine Schreie noch zwei Räume weiter im Wartezimmer gehört. 

Der Moment, wenn sich der Holzstab in deine Ferse bohrt, wenn er unter der Haut die Kalkablagerungen zerbröseln lässt und du das Gefühl hast, der Schmerz bohrt sich auch gleichzeitg in dein Gehirn. Die Erleichterung, wenn er kurze Zeit später aufhört und nur nach ein Brennen die Stelle markiert. Man kann sich das sicher kaum vorstellen. Aber der Schrei kommt von alleine, da denkt man gar nicht nach, der ist einfach raus, bevor man ihn selber spürt. 
Ich sei sehr robust, da hätte es schon Lautere und Wehleidigere gegeben, wurde mir mitgeteilt. 
Aber ausnahmsweise wollte ich mal keine Statistik hören oder erfüllen, ich wollte einfach nur, dass es vorbei ist...

Aber...nach den ersten 10 Minuten, kam auch die erste Laufpause. Ein paar Schritte gehen um zu schauen, wo es noch brennt und schmerzt. Schon da habe ich gemerkt, dass ich einfach Aufstehen konnte, ohne Schmerzen beim Hinstellen. In den letzten Monaten war ich Etappenaufsteher. Erste Etappe: hinstellen (warten bis der Schmerz nachlässt) 2. Etappe: vorsichtig losgehen, meist humpelnd. Anlaufschmerz nennt sich das medizinisch. 

Ich konnte es am Anfang gar nicht begreifen, bin automatisch humpelnd gelaufen, der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier. Aber irgendwann kam die Erkenntnis: Das tut ja gar nicht mehr so weh. Mit jeder Laufpause verschwand ein weiterer Bereich und mit jeder Behandlung und jedem Holzstäbchen-Einsatz wurde es besser und besser. 

Zwischendurch gab es Kosmetik-Tipps (hätte ich jetzt in einem Kloster eher nicht erwartet) das Holzstäbchen wanderte noch zu anderen Stellen (Ah, sie haben auch Probleme mit der Nackenmuskulatur, sitzen sie oft am PC?" oder "Ich zeige ihnen jetzt einmal die Stellen, die sie selber behandeln müssen, damit ihr Halux nicht schlechter wird") Ich bekam Ernährungs-Tipps, hörte Anekdoten zu über Behandlungen und bekam Einblicke in die Klosterwelt.
Sobald mein Puls wieder im halbwegs normalen Bereich war, ging es weiter. Die beiden Kuscheltiere habe ich nicht eine Sekunde losgelassen, sie waren mein Halt. 

Irgendwann fiel es mir schwer zu unterscheiden, was nun die eigentlichen Schmerzen und was Behandlungsschmerzen waren. Ich konnte keine Schmerzpunkte mehr bestimmen, obwohl die Ansage eindeutig war: "Sie gehen hier erst raus, wenn alles weg ist".

Um das Ganze mal abzukürzen, bevor die Leser vor den Bildschirmen einschlafen: aus 10 Minuten Behandlung sind insgesamt 45 Minuten geworden und zum Schluß endete es damit, dass ich ohne Schmerzen das Kloster verlassen habe, also genauer gesagt, ohne die Schmerzen, mit denen ich es betreten hatte.

Das Gefühl kann sich keiner vorstellen, der es nicht selber miterlebt hat, denke ich. 
Erleichterung, Erschöpfung... umringt von lachenden freundlichen Menschen, ich hätte heulen können...

Jetzt einen Tag später, geniesse ich jeden Schritt. Ich kann Aufstehen ohne Schmerzen und Wartezeiten, ich kann stehen, laufen und hüpfen (ja, auch das habe ich probiert, einfach weil es ging...) Ganz tief drinnen spüre ich noch ein Unbehagen, einen leichten Druck, der in wenigen Fußstellungen geringfügig schmerzt. Ich weiß nicht, ob doch noch was übrig ist, was wir gestern nicht erwischt haben, oder ob es eine Empfindlichkeit durch die Behandlung ist.

Kann sein, dass wir dann einen weiteren Termin brauchen. Einen Termin, der noch mehr Mut kostet, weil ich jetzt die Schmerzen kenne, die auf mich zukommen. Aber ich würde keine drei Sekunden zögern, sondern sofort zum Telefonhörer greifen und einen Termin ausmachen.

Laufen ohne Schmerzen - es kann so schön sein :-)




***



Hier noch ein paar Informationen zum Fersensporn selber:

Beim Fersensporn handelt es sich um eine Verknöcherung in den Fersenstrukturen. Durch verschiedene Formen der Fehl- oder Überbelastung kann es zu Mikroverletzungen kommen, in deren Folge der Sporn – oder auch Fersensporn – entsteht.

Typische Symptome eines Fersensporns sind:

- stechende Fersenschmerzen
- dumpfe und unregelmäßige Fersenschmerzen, auch ohne Belastung
- Anlaufschmerzen in der Ferse
- Knöchelschwellung
- Druckempfindlichkeit an den Sehnen

Im weiteren Verlauf führen die durch Reizung auftretenden Entzündungen zu stärkeren Schmerzen in der Ferse und zu weiterer Verknöcherung. Dadurch wird der Fersensporn bzw. Fersensporn immer größer und problematischer. Die Fersenschmerzen nehmen zu.






Hier die Kontaktdaten:


Sr. Jubilata Marder
Haus der Begegnung
Kloster St. Dominikus, Strahlfeld
Hofmarkstr. 14a
93426 Roding

Tel. (09461)911272

hdb@kloster-strahlfeld.de


Sonntag, 27. Januar 2013

eBooks oder die Metamorphose eines Bücherwurms


Vor etwas mehr wie einem Jahr, habe ich folgenden Blogeintrag geschrieben:

Das gedruckte Wort – vom Aussterben bedroht?



 Nun ja, was soll ich sagen? 
Was interessiert mich der Quatsch, den ich gestern erzählt habe? 

Ganz so einfach ist es nicht.





Als gelernte Buchhändlerin und leidenschaftliche Leseratte war ich den Umgang mit Bücher mein Leben lang gewohnt.

Bis dato konnten mich die eBook-Reader einfach nicht reizen, weil sie mir zu unkomfortabel waren. Ich habe mein iPad und damit brauche ich eigentlich kein zusätzliches Lesegerät. Vor allem keines, wo ich vom Handling her wieder Rückschritte machen müsste. Dachte ich zumindest. 

Auf einmal wird da ein Gerät auf dem Markt angeboten, welches nicht nur per Touchscreen zu bedienen ist, sondern das Ganze ist auch noch beleuchtet und wiegt etwas über 400 Gramm. Der richtige Zeitpunkt, um noch einmal darüber nachzudenken. 

In unserem Lesekreis war gerade kein Buch im Umlauf, ich hatte daher einen spannenden Titel auf dem iPad gelesen und konnte es nicht aus der Hand legen. Nach 5 Stunden lesen wusste ich kaum noch, wie ich das Gerät halten sollte und die Augen haben mir auch leicht gebrannt.

Nach einer Fortsetzung des Titels suchend, bin ich bei Amazon direkt auf der Startseite gelandet. Mitten hinein in die Werbung für die neuen eBook-Reader. Logisch, kurz vor Weihnachten, Hauptwerbezeit, da gab es kein Entkommen.

Neugierig wie ich bin, habe ich zumindest mal  einen Blick riskiert. Das Feuer des Kindle-Fire hat mich leider nicht erwärmen können, ich hatte ja das iPad. Aber die Beschreibung des neuen "Paperwhite" hat sich wirklich klasse angehört.

Ich gebe zu, es hat mich gereizt. Meinen schmerzenden Nacken reibend habe ich mir die technischen Daten durchgelesen und war positiv überrascht, wie sehr sich Amazon da in eine Richtung entwickelt hat, die man wirklich schon komfortabel nennen konnte. Ich hatte auch noch einen Gutschein hier liegen, den ich noch nicht eingelöst habe. Machen wir es kurz. Ich habe zugeschlagen.

Da ich im Besitz mehrerer Geräte war, womit ich immer und überall ins Internet kann, hat mir die günstige Ausführung über WLan vollkommen gereicht. Nun doch voller Vorfreude, habe ich auf den Bestellbutton geklickt und es war vollbracht.

Die Vorfreude wurde dann ein wenig gedämmt, durch die Bestellbestätigung, auf der es dann hieß: „Lieferdatum 03.01.2013“.

Nun habe ich ein Jahr für die Entscheidung gebraucht und wenn es dann soweit ist, dann können die gar nicht liefern? Ich kam mir vor wie an der Startbahn stehend und keiner gibt den Startschuss ab.

Dazu sollte man wissen, das Warten nicht gerade zu meinen Stärken gehört. Ich würde jetzt nicht so weit gehen und mich als ständig ungeduldig beschreiben, aber meistens trifft das leider zu. Oft geht es mir so, dass ich lange überlege und sämtliche Für und Wieder Revue passieren lasse, aber wenn diese Phase abgeschlossen ist, dann muss es auch losgehen. Immerhin muss ich die Zeit, in der ich solange überlegt habe, wieder reinholen.

Naja, ich bin ehrlich: auch wenn ich nicht lange überlegt habe, warte ich nicht gerne. Es ist einfach vertane Zeit und man könnte doch schon längst was tun, anstatt zu warten. Aber andere eBook-Reader hatte ich mir angesehen, die fand ich weder schön, noch gut zu bedienen, c`est la vie.

Vielleicht hatten sie Mitleid mit mir, ich weiß es nicht. Aber meine Unruhe und Rumzappelei hatte dann doch schon am 11.12. ein Ende und ich bekam meinen ersten eBook-Reader. 
Hurra.

Noch am selben Abend habe ich mir die ganzen Bücher überspielt, die ich vorher schon kostenlos gesammelt habe und am nächsten Tag ging es gleich los mit dem Flieger nach Düsseldorf.

Handgepäck. Noch so ein Horror-Wort.

Eigentlich nicht so sehr, das Wort Handgepäck, aber die 20 Kilo, die es beinhaltet.
Wie soll eine normale Frau, Hochzeitsgeschenke, das passende Outfit, sowie Übernachtungsutensilien in eine Tasche bringen die dann 20 Kilo nicht überschreiten darf? Ganz abgesehen von meiner Leica-Kamera, dem iPad und Kleinkram den ich brauchen würde, da ich ja immerhin auch für die Fotos zuständig war. Ich warte nun mal nicht gerne am Gepäckband. Wer hätte das jetzt vermutet?

Hier kam mir zum ersten Mal der leichte eBook-Reader wie ein Geschenk Gottes vor. Zumindest um das Gewicht meiner Reiselektüre musste ich mich jetzt nicht mehr kümmern.
Das war ja schon eines meiner Argumente im vorherigen Blog-Eintrag, dass es für jeden Urlaub die optimale Lösung ist. Kein zusätzliches Gewicht mitschleppen, aber trotzdem immer eine Auswahl mehrerer Bücher parat haben. Der pure Luxus.




Nach diesem guten Start, sind wir dann sehr schnell Freunde geworden.

Ich habe mein eBook mittlerweile überall dabei. Selbst dort, wo ein Buch früher zuhause geblieben ist: zum Sport, zum Einkaufen, bei Verabredungen…

Das kleine Teil fällt weder in der Handtasche auf, noch in meinem Einkaufsbeutel.

Wer nimmt schon ein Buch zum Einkaufen mit? Immerhin bin ich ja nicht Catwoman und habe ungeahnte Kräfte. Mir reicht das Gewicht der Einkaufstüten, da muss ich nicht noch zusätzliches Gewicht mitnehmen und darauf aufpassen. Doch wer kennt das nicht? Ausgerechnet bei solchen Touren, fällt dann mal wieder die U-Bahn aus und man hockt an der Haltestelle vor sich hin und wünscht sich dringend Ablenkung.

Beim Sport muss ich kein Buch in der Tasche haben, wo dann das nasse Handtuch und der Badeanzug dazukommen. Das eBook passt allerdings noch in die kleine Seitentasche.

Bei Verabredungen kommt jemand unverhofft zu spät, im engen Bus hat man keine zwei Hände frei… es gibt mittlerweile so viele Situationen. Es ist einfach unheimlich praktisch.

Auch längere Leseaktionen im Bett und auf der Couch werden wieder bequemer. Ich kann mich drehen, rekeln und verkriechen, wie ich auch will, ohne eine Zeile zu verpassen. Durch das beleuchtete Display bin ich von keiner Lampe mehr abhängig und muss nicht immer darauf achten im Licht zu bleiben. Hinweg die Leselotte und die Leselampen – hier kann ich liegen wie ich will. Ich darf.

Frühstücken im Bett wird wieder einfach, frühstücken morgens beim Bäcker auch.

Klar. Natürlich kann man warten, bis die Brötchen geschmiert sind und logisch geht so etwas auch mit einem Buch. Vielleicht ist ja nur mir immer der Salzstreuer umgefallen und ins Buch hinein, den ich zum Beschweren der Seiten benutzt habe, damit sie nicht umschlagen. Andere sind da sicher geschickter.

Verflixt, wo ist nun schon wieder mein Lesezeichen hin? Gerade war es doch noch da.

Mein eBook klappe ich zu und beim nächsten Aufklappen kann ich sofort weiterlesen.
So kann ich auch mehrere Bücher gleichzeitig lesen ohne viel Aufwand. 
Gut, wer will das? Ich manchmal schon.

Über das Leben von Unheilig, habe ich gleichzeitig die Autobiografie und die autorisierte Biografie von einem Autoren gelesen, den ich auch persönlich kenne.

Das war interessant. Ich bin da Lebensabschnitt für Lebensabschnitt durchgegangen und konnte lesen, wie der Graf es selber empfindet und wie es auf andere gewirkt hat. Zwei verschiedene Bücher hätte ich mit ziemlicher Sicherheit nicht mitgenommen und neben einander gelesen. War aber mal etwas anderes.

Manchmal nehme ich ein gutes Buch morgens mit auf den Weg und abends wenn ich von der Arbeit komme, habe ich gar nicht den Kopf frei um mich darauf zu konzentrieren. Das ist ab jetzt auch kein Problem mehr. Ich habe dafür kurzweilige Titel auf meinem Reader, lustige Bücher, bei denen man nicht denken muss, die mich einfach nur zum Lachen bringen. Zwischendurch entspannt das ungemein.

Man hat eigentlich immer eine Bibliothek dabei und entscheidet selber für den Augenblick, was man gerne lesen würde. Das ist wie Musik hören, da ist man auch oft von seiner Stimmung abhängig.

Ist jetzt nichts was sein muss, früher bin ich auch mit einem Buch ausgekommen. Aber eben nicht immer. Und nicht so einfach.

Kein Kampf mehr um die einzige Laterne abends an der Bushaltestelle oder um den Sitzplatz, der sich nicht unter der kaputten Lampe befindet (die werden vermutlich erst ausgetauscht, wenn alle zusammen nicht mehr gehen und der Busfahrer die Fahrscheine nicht mehr erkennen kann)

Das Schriftbild ist klarer und leichter zu lesen, als eine echte Buchseite – meine Augen beten mich seitdem an und lieben mich dafür.

Kein vorsichtiges Lesen mehr und umgehend mit dem Buch, damit es hinterher noch gut aussieht.

Ich könnte noch endlos schwärmen.

Fakt ist, ich lese seitdem wieder viel mehr.

Das liegt auch daran, dass ich es mir nicht leisten kann, jedes Buch zu kaufen, an dem ich interessiert bin. Soviel Geld bei meiner Lesegeschwindigkeit habe ich einfach nicht. Ich bin ja nicht Mrs. Rockefeller.

Aus diesem Grund bin ich immer in mehreren Lesekreisen angemeldet, in denen Bücher untereinander getauscht oder verliehen werden. Das schont den Geldbeutel und man lernt jede Menge netter Bücherwürmer kennen. Das Verschicken der Bücher untereinander war bisher immer ein geringer Aufwand, denn ich gerne in Kauf genommen habe. In letzter Zeit hat es aber oft gedauert, bis Neuheiten herum gewandert sind und Titel von meiner eigenen Wunsch-/Leseliste haben sich nur langsam abgebaut. Ältere Titel habe ich zum Teil gar nicht mehr finden können.

Aber siehe da: etliche von ihnen sind auch schon „übergelaufen“. Nachdem wir festgestellt haben, dass sich eBook-Dateien prima untereinander verschicken lassen und es zudem zahlreiche Seiten gibt, wo eBooks kostenlos angeboten werden, bin ich fast im Bücherwunderland. Ich konnte alle meine Wunschlisten löschen, es stehen jetzt nur noch Titel darauf, die noch nicht erschienen sind.

Der Jäger und Sammler in mir ist wieder erwacht. In einer 34 m²-Wohnung verlieren sich solche Urinstinkte ganz schnell, wenn man vor der Wahl steht, Kühlschrank oder Buchregal.

Jetzt kann ich wieder sammeln. Autoren, Serien, ganz wie mein kleines Herz begehrt.

Wenn das so weiter geht, bin ich die Erste, die in der Schlange steht, wenn es eBooks mit noch größerem Datenspeicher gibt.

So schnell kann das gehen.

Auf einmal lesen auch Menschen in meinem Umkreis, die früher selten ein Buch in die Hand genommen haben. „Das ist jetzt so praktisch“ bekommt man zu hören.

Ja, das ist es.

Ich mag die sanfte Berührung mit der ich die Seiten umblättere. Ich liebe die Leichtigkeit mit der ich das „Buch“ halte. Ich lese wieder mit Lust, weil mir dieses neue Medium Spaß macht und konsumiere den Inhalt nicht einfach nur.

Kurz um, ich bin ein Fan geworden in kürzester Zeit und mein größtest Problem ist nur noch:
Wer schenkt mir die Zeit
all diese schönen, neuen Bücher zu lesen?







Als Musik meine Sprache wurde - Unheilig

Tief beeindruckt habe ich vor einigen Tagen ein Buch aus der Hand gelegt, welches ich euch nicht vorenthalten möchte:


Geschrieben wurde es vom „Grafen“, dem Mann, der „Unheilig“ zu einem festen Bestandteil in den heutigen Charts gemacht hat.




Ich selber bin auch erst zu seiner Musik gekommen, nachdem er schon stramm die Erfolgsleiter hinaufgestiegen ist. Ich kann mich noch genau an das erste Mal erinnern, wo ich ein Lied von „Unheilig“ gehört habe. 

Es war frühmorgens im McCafè, zu einer Zeit, wo ich gerade noch den Text meines Buches, denn Geschmack meines Kaffees und sonst gar nichts wahrnehme. Die letzten Minuten vor der Arbeit, da ist noch einmal Abschalten angesagt und das lasse ich mir normal nicht nehmen, auch nicht durch die Leute oder das mitlaufende Radio im Hintergrund.

Auf einmal drang eine Stimme zu mir durch. Eine Stimme, die mich aufblicken ließ, weil ich mich auf einmal unheimlich geborgen gefühlt habe, fast wie in einer festen Umarmung von einem guten Freund. Ich konnte noch gar nicht auf den Text achten, weil dieses Gefühl so stark war, dass ich selber etwas überrascht war. Dann habe ich auf die Worte gehört und habe versucht sie mir zu merken. Ich musste sie mir merken, denn ich wollte unbedingt herausbekommen, wen ich da gerade höre.

Im Büro habe ich dann ungeduldig auf meine Arbeitskollegin gewartet, ein wandelndes Musiklexikon, der auch schon Bruchstücke reichen um dir Titel, Interpret und alles was du sonst noch wissen willst, zu sagen. Und so habe ich zum ersten Mal Bekanntschaft mit „Unheilig“ gemacht und dem Song „Geboren um zu leben“.

Wie viel Erfolg der Graf heute mit seinen Liedern hat, dürfte jedem Radio-Hörer aufgefallen sein und auch im Fernsehen ist er oft präsent, bei Auftritten oder Preisübergaben.




Wie schwer es sein kann, etwas umzusetzen, was man seit der Kindheit als Wunsch verspürt. Immer wieder gegen die Umstände, gegen das Unverständnis seiner Umgebung 
anzukämpfen und doch dabei zu bleiben, an seine Wünsche zu glauben – das erfahren wir in seinem Buch.

Vom damals schon einfühlsamen „Herumklimpern“ auf der Heimorgel, bis zum anerkannten Berufsmusiker. Er beschreibt seinen Weg dorthin genauso gradlinig und ehrlich, wie man es aus seinen Texten kennt.

Mich hat das Buch sehr beeindruckt. 

Wie es jemandem gelingt immer wieder die Stärke aufzubringen seinen Weg zu gehen, obwohl er manchmal selber der größte Zweifler ist. 

Immer wieder aufstehen und sich neue Ziele setzen, trotz aller Rückschläge durchzuhalten und wieder aufzustehen. Wer wünscht sich nicht diese Kraft?

Es ist oft ein Weitergehen, ohne an sich selbst zu glauben, nur gestärkt durch den Wunsch es doch noch zu schaffen. Ich kann das gut nachvollziehen. Jeder von uns war sicher mal in ähnlichen Situationen.

Oft waren es Dinge, die er gar nicht selber beeinflussen konnte. Er hat trotzdem den Mut gehabt, sich diesen Problemen zu stellen. Immer wieder gestärkt durch die Unterstützung von Freunden und seiner Familie. Auch dazu gehört Kraft, sich am Tiefpunkt hinzustellen und zu sagen: Ich brauche euch, bitte seid da für mich.

Ich habe gelesen, dass der Graf nicht gerne über seine Sprachstörung in der Öffentlichkeit spricht. Ich bin froh darüber, dass er es in seinem Buch doch zum Thema gemacht hat. Hätte ich sonst erfahren, dass ich denselben Fehler wie wohl viele gemacht habe? Ich bin auch schon Menschen begegnet, die gestottert haben. Auch ich wollte Ihnen helfen und es leichter machen, indem ich die nicht gesprochenen Worte gesagt und die Sätze vervollständigt habe. Es tut mir leid, aber auch ich wusste es nicht anders. Ab jetzt werde ich es nicht mehr tun. Danke dafür.




Im Grunde kennt man sein Leben. Man hat von all seinen Höhen und Tiefen in seinen Liedern erfahren. Ich habe mittlerweile viele alte Titel gehört und in meine Musikbibliothek aufgenommen. Vor allem aus der Zeit, bevor ich „Unheilg“ kennenlernen durfte. 

Ich beschäftige mich selten mit Musiktexten, sondern lasse mich meist nur von den Melodien tragen, je nach Stimmung. Das hat sich durch die Musik des Grafen geändert. 
Hier höre ich zu und erkenne eigene Gefühle in seinen Texten. Liest man seine bisherige Lebensgeschichte, erfährt man auch von seinen Gedanken, wie die Lieder entstanden sind und was sie ihm bedeutet haben.
***
Man erfährt aber noch einiges mehr. Man erfährt, dass der Graf nicht vergessen hat, wie ihm immer wieder Freunde, Fans und viele andere Menschen beigestanden haben. Es spricht für ihn, dass er auch davon etwas zurückgeben möchte. 

Ich finde es nicht selbstverständlich, dass sich jemand trotz aller Erfolge und den damit verbundenen Zeitproblemen, Zeit nimmt um anderen Menschen zu helfen. 

Dass er dies wirklich tut, wissen wir aus zahlreichen Presseberichten. Es passt zu ihm und zu dem was ich bisher gelesen habe. Besonders beeindruckt haben mich die Nacht im Sterbehospiz, der sicher noch einige gefolgt sind und seine zahlreichen Besuche in Krankenhäusern.

Somit wäre „Die Grafschaft“ auch für mich ein Projekt, wo ich mir vorstellen kann zu helfen, wenn in meiner Nähe eine Veranstaltung geplant wäre. 

Ich bin eher nicht der Spendentyp, von daher haben mich die Schilderungen im Buch nicht gewundert, dass viele Hilfsorganisationen die Anfragen eines damals unbekannten Musikers abgelehnt haben, helfen zu wollen und Konzerte in deren Namen zu geben. Ich hoffe, dass einige davon auch das Buch lesen und sich heute ärgern, dass sie die Chance verpasst haben, den Grafen und Unheilig hinter sich stehen zu haben. 

Dieses Glück hat nun die Organisation „Herzenswünsche“, welche der Graf mit großem Engagement unterstützt. Nicht selbstverständlich in der heutigen Zeit und Glamourwelt, daher möchte ich es auch nicht unerwähnt lassen.

Abschließend sei gesagt, dass ich an seiner  bisher größten Veranstaltung teilnehmen durfte (das zu lesen hat mich sogar ein wenig stolz gemacht, ich gebe es zu…) , dem Konzert im Olympiapark München. Hier sind auch die Bilder entstanden, die ich selber aufgenommen habe. Ich bin froh, dabei gewesen zu sein.

Jeder, der die Echo-Verleihung gesehen hat, weiß, dass der Graf in einer Kindersendung Pate gestanden hat für eine junge Künstlerin: Sarah Pisek.

Im Konzert im Olympiapark durften wir den ersten großen Live-Auftritt von Sarah miterleben. Die anfängliche Stimmung würde ich mal mit „gespannt, großzügig“ bezeichnen. Jeder wollte der jungen, blinden Frau eine Chance geben, denn immerhin trat der Graf für sie ein. Trotzdem nahmen viele die kurze Pause, um schon mal schnell über das geniale Konzert zu sprechen oder sich zu recken und zu strecken. Bis Sarah dann anfing zu singen. Auf einmal war es mucksmäuschenstill im ausverkauften Stadion und alle waren gefangen von ihrer klaren Stimme. Es war Gänsehaut pur und der tosende Beifall danach hat nicht nur Sarah umgehauen, da bin ich mir sicher.

Es war nicht die letzte Gänsehaut, die ich im Zusammenhang mit dem Grafen und Unheilig haben werde. Solange wie es ihn und seine tiefgehenden, ehrlichen Lieder geben wird, werde ich ihn begleiten.

Da bin ich mir sehr sicher.




News über Unheilig findet ihr hier:

Bestellen könnt ihr die Musik hier:


Wer lieber hört, als zu lesen, für den gibt es das Buch auch als Hörbuch: