Vor
etwas mehr wie einem Jahr, habe ich folgenden Blogeintrag geschrieben:
Das gedruckte Wort – vom Aussterben bedroht?
Nun
ja, was soll ich sagen?
Was interessiert mich der Quatsch, den ich gestern
erzählt habe?
Ganz so einfach ist es nicht.
Als gelernte Buchhändlerin und leidenschaftliche Leseratte war ich den Umgang mit Bücher mein Leben lang gewohnt.
Bis dato konnten mich die
eBook-Reader einfach nicht reizen, weil sie mir zu unkomfortabel waren. Ich
habe mein iPad und damit brauche ich eigentlich kein zusätzliches Lesegerät.
Vor allem keines, wo ich vom Handling her wieder Rückschritte machen müsste.
Dachte ich zumindest.
Auf
einmal wird da ein Gerät auf dem Markt angeboten, welches nicht nur per
Touchscreen zu bedienen ist, sondern das Ganze ist auch noch beleuchtet und
wiegt etwas über 400 Gramm. Der richtige Zeitpunkt, um noch einmal darüber nachzudenken.
In unserem Lesekreis war gerade kein Buch im Umlauf, ich hatte daher einen spannenden Titel auf dem iPad gelesen und konnte es nicht aus der Hand legen. Nach 5 Stunden lesen wusste ich kaum noch, wie ich das Gerät halten sollte und die Augen haben mir auch leicht gebrannt.
In unserem Lesekreis war gerade kein Buch im Umlauf, ich hatte daher einen spannenden Titel auf dem iPad gelesen und konnte es nicht aus der Hand legen. Nach 5 Stunden lesen wusste ich kaum noch, wie ich das Gerät halten sollte und die Augen haben mir auch leicht gebrannt.
Nach
einer Fortsetzung des Titels suchend, bin ich bei Amazon direkt auf der
Startseite gelandet. Mitten hinein in die Werbung für die neuen eBook-Reader.
Logisch, kurz vor Weihnachten, Hauptwerbezeit, da gab es kein Entkommen.
Neugierig
wie ich bin, habe ich zumindest mal
einen Blick riskiert. Das Feuer des Kindle-Fire hat mich leider nicht
erwärmen können, ich hatte ja das iPad. Aber die Beschreibung des neuen "Paperwhite" hat sich wirklich klasse angehört.
Ich
gebe zu, es hat mich gereizt. Meinen schmerzenden Nacken reibend habe ich mir
die technischen Daten durchgelesen und war positiv überrascht, wie sehr sich
Amazon da in eine Richtung entwickelt hat, die man wirklich schon komfortabel
nennen konnte. Ich hatte auch noch einen Gutschein hier liegen, den ich noch
nicht eingelöst habe. Machen wir es kurz. Ich habe zugeschlagen.
Da
ich im Besitz mehrerer Geräte war, womit ich immer und überall ins Internet kann, hat mir die günstige Ausführung über WLan vollkommen gereicht. Nun doch
voller Vorfreude, habe ich auf den Bestellbutton geklickt und es war vollbracht.
Die
Vorfreude wurde dann ein wenig gedämmt, durch die Bestellbestätigung, auf der
es dann hieß: „Lieferdatum 03.01.2013“.
Nun
habe ich ein Jahr für die Entscheidung gebraucht und wenn es dann soweit ist,
dann können die gar nicht liefern? Ich kam mir vor wie an der Startbahn stehend und keiner gibt den Startschuss ab.
Dazu
sollte man wissen, das Warten nicht gerade zu meinen Stärken gehört. Ich würde
jetzt nicht so weit gehen und mich als ständig ungeduldig beschreiben, aber
meistens trifft das leider zu. Oft geht es mir so, dass ich lange überlege
und sämtliche Für und Wieder Revue passieren lasse, aber wenn diese Phase
abgeschlossen ist, dann muss es auch losgehen. Immerhin muss ich die Zeit, in
der ich solange überlegt habe, wieder reinholen.
Naja, ich bin ehrlich: auch wenn ich nicht lange überlegt habe, warte
ich nicht gerne. Es ist einfach vertane Zeit und man könnte doch schon längst
was tun, anstatt zu warten. Aber andere eBook-Reader
hatte ich mir angesehen, die fand ich weder schön, noch gut zu bedienen, c`est
la vie.
Vielleicht
hatten sie Mitleid mit mir, ich weiß es nicht. Aber meine Unruhe und
Rumzappelei hatte dann doch schon am 11.12. ein Ende und ich bekam meinen
ersten eBook-Reader.
Hurra.
Noch
am selben Abend habe ich mir die ganzen Bücher überspielt, die ich vorher schon
kostenlos gesammelt habe und am nächsten Tag ging es gleich los mit dem Flieger
nach Düsseldorf.
Handgepäck.
Noch so ein Horror-Wort.
Eigentlich
nicht so sehr, das Wort Handgepäck, aber die 20 Kilo, die es beinhaltet.
Wie
soll eine normale Frau, Hochzeitsgeschenke, das passende Outfit, sowie
Übernachtungsutensilien in eine Tasche bringen die dann 20 Kilo nicht
überschreiten darf? Ganz abgesehen von meiner Leica-Kamera, dem iPad und
Kleinkram den ich brauchen würde, da ich ja immerhin auch für die Fotos
zuständig war. Ich warte nun mal nicht gerne am Gepäckband. Wer hätte das jetzt
vermutet?
Hier
kam mir zum ersten Mal der leichte eBook-Reader wie ein Geschenk Gottes vor.
Zumindest um das Gewicht meiner Reiselektüre musste ich mich jetzt nicht mehr
kümmern.
Das
war ja schon eines meiner Argumente im vorherigen Blog-Eintrag, dass es für
jeden Urlaub die optimale Lösung ist. Kein zusätzliches Gewicht mitschleppen,
aber trotzdem immer eine Auswahl mehrerer Bücher parat haben. Der pure Luxus.
Nach
diesem guten Start, sind wir dann sehr schnell Freunde geworden.
Ich
habe mein eBook mittlerweile überall dabei. Selbst dort, wo ein Buch früher
zuhause geblieben ist: zum Sport, zum Einkaufen, bei Verabredungen…
Das
kleine Teil fällt weder in der Handtasche auf, noch in meinem Einkaufsbeutel.
Wer
nimmt schon ein Buch zum Einkaufen mit? Immerhin bin ich ja nicht Catwoman und habe
ungeahnte Kräfte. Mir reicht das Gewicht der Einkaufstüten, da muss ich nicht
noch zusätzliches Gewicht mitnehmen und darauf aufpassen. Doch wer kennt das nicht? Ausgerechnet bei solchen Touren, fällt dann mal
wieder die U-Bahn aus und man hockt an der Haltestelle vor sich hin und wünscht
sich dringend Ablenkung.
Beim
Sport muss ich kein Buch in der Tasche haben, wo dann das nasse Handtuch und
der Badeanzug dazukommen. Das eBook passt allerdings noch in die kleine Seitentasche.
Bei
Verabredungen kommt jemand unverhofft zu spät, im engen Bus hat man keine zwei
Hände frei… es gibt mittlerweile so viele Situationen. Es ist einfach
unheimlich praktisch.
Auch
längere Leseaktionen im Bett und auf der Couch werden wieder bequemer. Ich kann
mich drehen, rekeln und verkriechen, wie ich auch will, ohne eine Zeile zu verpassen.
Durch das beleuchtete Display bin ich von keiner Lampe mehr abhängig und muss
nicht immer darauf achten im Licht zu bleiben. Hinweg die Leselotte und die
Leselampen – hier kann ich liegen wie ich will. Ich darf.
Frühstücken
im Bett wird wieder einfach, frühstücken morgens beim Bäcker auch.
Klar.
Natürlich kann man warten, bis die Brötchen geschmiert sind und logisch geht so
etwas auch mit einem Buch. Vielleicht ist ja nur mir immer der Salzstreuer
umgefallen und ins Buch hinein, den ich zum Beschweren der Seiten benutzt habe,
damit sie nicht umschlagen. Andere sind da sicher geschickter.
Verflixt,
wo ist nun schon wieder mein Lesezeichen hin? Gerade war es doch noch da.
Mein
eBook klappe ich zu und beim nächsten Aufklappen kann ich sofort weiterlesen.
So
kann ich auch mehrere Bücher gleichzeitig lesen ohne viel Aufwand.
Gut, wer
will das? Ich manchmal schon.
Über
das Leben von Unheilig, habe ich gleichzeitig die Autobiografie und die
autorisierte Biografie von einem Autoren gelesen, den ich auch persönlich
kenne.
Das
war interessant. Ich bin da Lebensabschnitt für Lebensabschnitt durchgegangen
und konnte lesen, wie der Graf es selber empfindet und wie es auf andere
gewirkt hat. Zwei verschiedene Bücher hätte ich mit ziemlicher Sicherheit nicht
mitgenommen und neben einander gelesen. War aber mal etwas anderes.
Manchmal
nehme ich ein gutes Buch morgens mit auf den Weg und abends wenn ich von der
Arbeit komme, habe ich gar nicht den Kopf frei um mich darauf zu konzentrieren.
Das ist ab jetzt auch kein Problem mehr. Ich habe dafür kurzweilige Titel auf
meinem Reader, lustige Bücher, bei denen man nicht denken muss, die mich einfach
nur zum Lachen bringen. Zwischendurch entspannt das ungemein.
Man
hat eigentlich immer eine Bibliothek dabei und entscheidet selber für den
Augenblick, was man gerne lesen würde. Das ist wie Musik hören, da ist man auch
oft von seiner Stimmung abhängig.
Ist
jetzt nichts was sein muss, früher bin ich auch mit einem Buch ausgekommen.
Aber eben nicht immer. Und nicht so einfach.
Kein
Kampf mehr um die einzige Laterne abends an der Bushaltestelle oder um den
Sitzplatz, der sich nicht unter der kaputten Lampe befindet (die werden vermutlich erst ausgetauscht, wenn alle zusammen nicht mehr gehen und der Busfahrer
die Fahrscheine nicht mehr erkennen kann)
Das
Schriftbild ist klarer und leichter zu lesen, als eine echte Buchseite – meine Augen
beten mich seitdem an und lieben mich dafür.
Kein
vorsichtiges Lesen mehr und umgehend mit dem Buch, damit es hinterher noch
gut aussieht.
Ich
könnte noch endlos schwärmen.
Fakt
ist, ich lese seitdem wieder viel mehr.
Das
liegt auch daran, dass ich es mir nicht leisten kann, jedes Buch zu kaufen, an
dem ich interessiert bin. Soviel Geld bei meiner Lesegeschwindigkeit habe ich
einfach nicht. Ich bin ja nicht Mrs. Rockefeller.
Aus
diesem Grund bin ich immer in mehreren Lesekreisen angemeldet, in denen Bücher
untereinander getauscht oder verliehen werden. Das schont den Geldbeutel und
man lernt jede Menge netter Bücherwürmer kennen. Das Verschicken der Bücher
untereinander war bisher immer ein geringer Aufwand, denn ich gerne in Kauf
genommen habe. In letzter Zeit hat es aber oft gedauert, bis Neuheiten herum
gewandert sind und Titel von meiner eigenen Wunsch-/Leseliste haben sich nur langsam
abgebaut. Ältere Titel habe ich zum Teil gar nicht mehr finden können.
Aber
siehe da: etliche von ihnen sind auch schon „übergelaufen“. Nachdem wir
festgestellt haben, dass sich eBook-Dateien prima untereinander verschicken
lassen und es zudem zahlreiche Seiten gibt, wo eBooks kostenlos angeboten
werden, bin ich fast im Bücherwunderland. Ich konnte alle meine Wunschlisten
löschen, es stehen jetzt nur noch Titel darauf, die noch nicht erschienen sind.
Der
Jäger und Sammler in mir ist wieder erwacht. In einer 34 m²-Wohnung verlieren
sich solche Urinstinkte ganz schnell, wenn man vor der Wahl steht, Kühlschrank
oder Buchregal.
Jetzt
kann ich wieder sammeln. Autoren, Serien, ganz wie mein kleines Herz begehrt.
Wenn
das so weiter geht, bin ich die Erste, die in der Schlange steht, wenn es
eBooks mit noch größerem Datenspeicher gibt.
So
schnell kann das gehen.
Auf
einmal lesen auch Menschen in meinem Umkreis, die früher selten ein Buch in die
Hand genommen haben. „Das ist jetzt so praktisch“ bekommt man zu hören.
Ja,
das ist es.
Ich
mag die sanfte Berührung mit der ich die Seiten umblättere. Ich liebe die Leichtigkeit
mit der ich das „Buch“ halte. Ich lese wieder mit Lust, weil mir dieses neue
Medium Spaß macht und konsumiere den Inhalt nicht einfach nur.
Kurz
um, ich bin ein Fan geworden in kürzester Zeit und mein größtest Problem ist
nur noch:
Wer schenkt mir die
Zeit
all diese schönen,
neuen Bücher zu lesen?