Samstag, 31. Dezember 2011

…und wieder ist ein Jahr vergangen…

„Ich wünsche all meinen Freunden einen guten Rutsch und ein frohes neues Jahr"...

…so kann man es heute auf jeder Seite, sei es facebook oder wo auch immer lesen. Fast ist man es schon leid, die ersten Beiträge habe ich noch mit ähnlichen Wünschen beantwortet, aber wenn ich das bei jedem mache, dann verpasse ich womöglich noch das neue Jahr.

Aber da ich mich auch nicht ganz der Spannung und der Vorfreude auf ein neues Jahr entziehen kann, will ich mich dann doch beteiligen und mir die Zeit nehmen für einen kurzen Rückblick.

Es ist viel passiert, so viel dass man das meiste schon wieder vergessen hat.

Die Naturkatastrophen haben mich schockiert,  allen voran Japan. Das sind Vorkommnisse, die wir nicht beeinflussen können, die unangekündigt über uns kommen, ohne dass wir uns vorbereiten können. Ich bin vor Jahren mal mitten in der Nacht aufgewacht, weil mein Bett gewackelt hat und die Gläser im Schrank umgefallen sind. Damals war es ein Erdbeben von geringer Stärke, ca. 70 km von meinem Wohnort entfernt und ich habe es als schlimm empfunden, weil ich mich so hilflos gefühlt habe. Wie schrecklich müssen sich da Menschen fühlen, die mitten in einem Erdbebengebiet leben oder einem Taifun, das will ich mir gar nicht vorstellen.

Die Gewaltbereitschaft "normaler" Bürger entsetzt mich ebenso. Vom Anfang bis Ende des Jahres konnten wir immer wieder Meldungen im Radio hören und im Fernsehen sehen, in denen zufällig vorbeikommende Menschen verprügelt werden oder es zu Tötungen im engeren Familienkreis gekommen ist. Man scheint sich heute nicht mehr zu streiten, sondern gerne auch mal zu endgültigen Methoden zu greifen. Ein neuer Trend auf den man gerne verzichten kann.

Dem gegenüber stehen dann natürlich so wahnsinnig wichtige Ereignisse, wie den angekündigten Rücktritt von Thomas Gottschalk, nach 24 Jahren „Wetten dass…?“

Immerhin hat es der Sender geschafft, die Quoten der letzten Sendungen noch einmal in die Höhe zu treiben, weil niemand die Ernennung des Nachfolgers verpassen wollte, das ist auch eine Kunst. Ein Nachfolger, der nebenbei bemerkt, fast ein ¾ Jahr später immer noch nicht gefunden wurde. Verständlich, wer lässt sich schon gerne in die Karriere-Geschichte schreiben, dass er "Wetten das...?" zu Grabe getragen hat. Irgendwann ist einfach mal Schluß. Sollte es zumindest.

Der Traum aller kleinen (und großen) Mädchen ist 2011 auch in Erfüllung gegangen:
Der Prinz heiratet eine Bürgerliche! Gut, dass hilft uns in der heutigen Zeit nicht mehr viel, denn langsam dürften die Prinzen ausgestorben sein, es sei denn man hat eine Vorliebe für Beinah-Prinzen wie z.B. Frédéric von Anhalt. Aber zumindest Kate hat all unsere Jungmädchenträume stellvertretend erfüllt und gibt ihrem Edward vor aller Welt ihr Ja-Wort, was eine TV-Quote beweist, die sich über 6 Std. hinweg hält. Der Traum eines jeden Entertainers und das noch im Vormittagsprogramm.

Fürst Albert II. von Monaco und die südafrikanische Ex-Schwimmerin Charlene Wittstock heiraten dagegen nur standesamtlich, was natürlich eine wesentlich schlechtere Quote ergibt, aber das sind wir ja fast schon aus Monaco gewohnt.

Ich werde mich zurückhalten und keine Meinung zum Jörg K.-Prozess abgeben. Das Risiko ist mir einfach zu groß, da der Herr und seine Anwälte ja auf jeden los gehen, der Kritik äußert oder vielleicht sogar noch seine Verwunderung zum Ausdruck bringt, dass es immer wieder erstaunlich ist, wie weit man in unserem Rechtssystem kommt, wenn man Geld und Prominenz vorzuweisen hat.

Da trauere ich lieber ein wenig über Knut, dem Eisbären, den wir mit Herzchen in den Augen von Geburt an beobachtet haben, weil er ja sooooo süß war. Ruhe in Frieden Knut, wir haben dich alle in Gedanken 1000 Mal geknuddelt.

Langsam komme ich auch in ein Alter, wo ich mich jedes Jahr von Menschen verabschieden muss, die mich berührt, begeistert oder angesprochen haben im Laufe ihres Lebens. Menschen, denen ich schöne oder lustige Momente in meinem eigenem  Leben zu verdanken habe, durch das was sie geschaffen haben.




Danke an Steve Jobs, für Ideen und Innovationen, die wir noch lange nutzen und ausbauen werden. Danke an Loriot und Walter Giller, für viele amüsante Filme und Fernsehmomente, die uns immer wieder zum Lachen gebracht haben. Danke an Elizabeth Taylor, die sich den Zusatz „Dame“ redlich verdient hat, keine Cleopatra war je so stolz wie du. Danke an Bernd Eichinger für viele spannende Filme. Danke an Andreas Franz für viele spannende Bücher. Danke an Peter Falk, den ich immer weiter als „Colombo“ in Erinnerung behalten werde. Zum Schluss möchte ich noch meine Hochachtung aussprechen für Jopi Heesters, was hat er nicht alles gesehen und erlebt in 108 Jahren. Live erlebt, was wir nur aus Geschichtsbüchern kennen.

"Stresstest“ ist Wort des Jahres 2011. Der aus der Medizin stammende Begriff sei auch auf Atomkraftwerke, Regierungen, Banken und Bahnhofsprojekte angewandt worden, begründet die Gesellschaft für deutsche Sprache ihre Wahl.

Ich habe das Gefühl, dass dies auch auf viele Alltagssituationen und Menschen zutrifft. Man hört immer öfter in seiner Umgebung, dass alle gestresst sind, dass das Leben an sich immer stressiger wird. Es wird zu Mittelchen gegriffen um über den Tag zu kommen, sei es der Entspannungstee in der Schublade oder die Dose Red Bull im Kühlschrank („lite“ natürlich)

Ich habe gerade in diesem Jahr an mir selber festgestellt, dass ich im Gegenzug dazu eigentlich ruhiger werde. Viele Dinge, die mich früher „gestresst“ haben, sehe ich heute leidenschaftsloser. Vielleicht stumpft man auch einfach nur ab, ich weiß es nicht.

Natürlich ärgere ich mich weiter über Dinge und lasse sie auch an mich heran. Für die Gedanken, die ich habe, wenn ich wartend unten an der Rolltreppe stehe, weil irgendein Rolltreppenrunterfahrer wieder genießt, dass alle auf ihn warten, müsste ich eigentlich verhaftet werden.

Aber solche Momente werden weniger, oder ich achte nicht mehr so oft darauf. Es gibt einfach Dinge, die wir nicht ändern und selber auch nicht beeinflussen können.

Da kann ich dann natürlich drüber nachdenken und mich solange hineinsteigern, bis ich richtig sauer bin. Ich kann meine Umgebung noch ein wenig mit hineinziehend und anderen ebenfalls den Tag verderben, frei nach dem Motto „Geteiltes Leid ist halbes Leid“. Aber bringt mir das was außer Magengeschwüre? Ich werde auch weiterhin frei heraus sagen, was ich denke, aber ich denke einfach nicht mehr über so viele Dinge nach wie früher, so dass es oft gar nicht mehr nötig ist. Deswegen einer meiner Vorsätze fürs neue Jahr:

„Nur kein Stress – in der Ruhe liegt die Kraft“
(alt, aber immer noch sinnvoll)

Natürlich habe ich auch die Mutter aller Vorsätze ins Auge gefasst, zumindest aus weiblicher Sicht. Ich möchte noch weiter abnehmen, wie gefühlte 23 Millionen Frauen auf der Welt ebenfalls. Allerdings habe ich die ersten 6 Kilo schon geschafft, es ist also nicht ganz nach den Sternen gegriffen und könnte klappen.

Gott sei Dank rauche ich nicht, ich muss also nicht aufhören. Die Pflichtvorsätze hätte ich somit durch.

Ich freue mich ebenfalls auf 2012, weil ich mich mit lieben Menschen treffen werde, die mir viel bedeuten. Meine Freundin kommt für ein paar "Abschalt"-Tage zu mir nach München, ganz ohne den Alltagsstress der sie zwangsläufig umgibt, wenn ich sie in Düsseldorf besuche. Meine Mutter wird ebenfalls eine Stippvisite einlegen, vielleicht sogar eine alte Freundin, die mich per Zufall über facebook wieder gefunden hat. Meine Cousine möchte mir ihren Mann vorstellen und ein paar Tage mit mir verbringen, nachdem wir uns jetzt fast 30 Jahre aus den Augen verloren hatten, was mir immer sehr leid getan hat.

Ich merke wie mir Familie wichtig wird, seitdem ich einige davon wiedergefunden habe. Heute konnte ich zum ersten Mal nach Jahren meiner Tante wieder zum Geburtstag gratulieren und sie hat sich riesig gefreut, das hat mir echt gut getan und ich werde den neuen Kontakt sicher nicht wieder einschlafen lassen, das ist mal sicher. Ich finde es einfach schön und freue mich darüber noch Familie zu haben.

Angeblich soll es ja sowieso das Jahr der Jahre werden für mich, laut aller Horoskope, die gerade so erscheinen. Vielleicht sollte ich wirklich mal anfangen daran zu glauben, zumindest wenn sie gut ausfallen.

Beruflich soll es eine Veränderung geben, die mir gut tut. Vielleicht das neue Programm welches wir gestern bekommen haben und mit dem alles leichter werden soll? Es ist zumindest sehr spannend und ich freue mich schon auf Montag wenn es weitergeht, auch wenn ich mir gestern eher wie ein Super-DAU vorgekommen bin.

Gesundheitlich soll ich auf mich achten, aber es steht nichts Besonderes an. Mir reicht auch schon die Chlor-Allergie, die mein zweiwöchentliches Schwimmen etwas beeinflusst. Aber dank meiner freundlichen Bienchen-Apothekerin geht es schon wieder besser. Sie hat mich ausführlicher beraten, als zwei Hautärzte zusammen. Alles wird gut.

Ja, und die Liebe! Natürlich die Liebe!

Ab dem zweiten Halbjahr soll sie mich treffen, umhauen und überwältigen. Wenn das mal gut geht, ich sehe mich schon am Boden liegen, völlig verwirrt. Mal sehen, ob mein Herzallerliebster es endlich geschafft hat, mal hier in die Gegend zu kommen.

Bisher hat er sich anscheinend immer verlaufen, was mich befürchten lässt, dass wir später nirgendswo ankommen, da ich ja auch ein navigationsresistentes Wesen bin, welches ständig irgendwo ankommt, aber nie über die Wege, die man normalerweise gewählt hätte. Da geben wir sicher ein gutes Paar ab.

Also Knabe, ein halbes Jahr hast du noch, bereite dich schon mal vor. Wenn nicht verklage ich dann die Boulevardpresse auf Nichteinhaltung des angekündigten 7. Himmels… wäre mal was anderes und sicher auch spannend.

So, an dieser Stelle schließe ich hier, ich muss mich noch anzuhübschen, das dauert heutzutage schon mal etwas länger und dann geht es zum Raclette Essen in die Nachbarschaft.

Ihr lieben Blogleser, lasst uns anstoßen!

Ich trinke auf gute Freunde, 
verlorene Liebe, 
alte Götter und neue Ziele!

Kommt gut ins neue Jahr, 
lasst euch nicht ärgern und denkt immer dran:

Ob ein Jahr neu wird, liegt nicht am Kalender, nicht an der Uhr.
Ob ein Jahr neu wird, liegt an UNS.

Ein frohes, gesundes und glückliches Jahr euch allen!
Happy New Year!




Dienstag, 13. Dezember 2011

Das gedruckte Wort – vom Aussterben bedroht?

Nachdem ich mich im letzten Jahr noch gefreut habe, dass fast jeder 4. oder 5.  in der U-Bahn ein Buch oder die Zeitung liest, hat sich das Bild mittlerweile deutlich gewandelt.

Von den jungen Leuten (wie sich das anhört, als wäre ich alt und ergraut) hat fast jeder ein Handy zur Hand, entweder mit Direktleitung zum Ohr oder den wild tippenden Fingern. 
Da werden morgens schon Bilder oder Songs ausgetauscht oder schnell noch die letzten Nachrichten geschrieben. Kaum einer benutzt noch ein normales Standardhandy, es sind meist die aktuellen Handys mit sämtlichen Funktionen die es mittlerweile so gibt (die Taschengelder heutzutage müssen deutlich angestiegen sein, wenn ich mir das so anschaue…)

Aber auch der Rest der Welt hält immer mehr Geräte à la Blackberry und Smartphone in der Hand und in letzter Zeit tauchen immer mehr iPads, sonstige Tablets und eBook-Reader auf. Ich habe die Begriffe nicht extra verlinkt, weil ich hier nicht näher auf die technischen Details eingehen möchte, das würde zu weit führen. 

Nur kurz: Ein  „eBook“ (von engl. electronic book) versucht im weitesten Sinne, das Medium Buch mit seinen medientypischen Eigenarten in digitaler Form verfügbar zu machen. Es wird ergänzt durch das "ePaper", der elektronischen Zeitung.



Ich selber bin mir noch gar nicht sicher, was ich davon halten soll. Nachdem ich fast mein ganzes Leben mit Büchern verbracht habe und selber immer im Buchhandel und Verlagswesen gearbeitet habe (meine eifrigen Blogleser kennen die Geschichten vom Anfang des Blogs), versuche ich gerade herauszufinden, ob ich diese Entwicklung gut oder schlecht finde.

Ich bin schon jemand, der sich tief in die Weiten der digitalen Welt hinein bewegt hat und ich gebe offen zu, ohne Internet würde mir etwas fehlen. Ich habe mein Leben größtenteils über Internet- oder digitale Angebote organisiert, nutze alles  gerne überall und jederzeit erreichbar und es erspart mir auch eine Menge Zeit. Darauf würde ich mittlerweile ungerne verzichten.

Ich bin ein eher fauler eMail-Schreiber, der gerne auch mal auf die Anrede verzichtet und in Kurzsätzen antwortet (ja, ich weiß, Asche über mein Haupt) 

Das macht mich zum perfekten Nutzer von Kurznachrichten, der schnellste und einfachste Weg mich zu erreichen. Das habe ich mir in der Zeit angewöhnt, die ich für AOL gearbeitet habe. Dort haben wir uns immer schnell via Bildschirm über Messenger verständigt. Fragen konnten direkt geklärt werden, fehlende oder aktuelle Informationen wurden gleich ausgetauscht und dadurch sind viele Wege (und Wartezeiten) im Firmenalltag weg gefallen. Man gewöhnt sich das schnell an und genießt den schnellen Informationsaustausch, beruflich wie privat. 

Das ist jetzt nur ein Beispiel, um zu zeigen, dass ich den Umgang mit neuen Medien durchaus als normal empfinde und dass ich den neuen Techniken gegenüber aufgeschlossen bin. Wer sperrt sich schon dagegen mit einfachen Mitteln Zeit und Nerven zu sparen?

Trotz alledem (um mal wieder auf das eigentliche Thema zurückzukommen) kann ich mir zurzeit noch nicht vorstellen auf meine Bücher in der üblichen Form zu verzichten oder auf Zeitungen.

Ein Buch in der Hand zu halten, das Umblättern der Seiten, der Geruch eines neuen ungelesenen Buches. Aber auch das Knistern von Zeitungsseiten – auf all das würde man verzichten, wenn es nur noch digitale Angebote gäbe. Für mich gehören diese eher „sinnlichen“ Eindrücke einfach noch dazu.

Meine Hauptargumentation war bisher, dass es viele Situationen gibt, in denen ich lese und wo mir das echte Buch fehlen würde. Beim gemütlichen Lesen im Bett oder auf der Couch, das Buch immer in der Tasche, jederzeit hervorziehbar und auf die Schnelle noch ein paar Seiten gelesen, weil es gerade so spannend ist. In der Sonne liegend, im Garten, am Strand oder wo auch immer. 

Das gilt auch für die Zeitung am Frühstückstisch. Ein ePaper kann man nicht teilen. Man kann nicht sagen: „Reich mir doch mal den Sportteil rüber…“ Zwei Menschen, die sich gegenüber sitzend und darüber reden was sie gerade gelesen haben – sähe das mit zwei Computern am Tisch nicht irgendwie seltsam aus? Wo bleibt da die Gemütlichkeit?




Natürlich sind das alles Gewohnheiten, die in 10 Jahren schon ganz anders aussehen können. Es gab schon einige Dinge, die wir uns sicher nie so vorgestellt hätten. 

Manchmal schleicht sich das Anpassen an neue Gewohnheiten klammheimlich an und arbeitet sich Stück für Stück an uns heran.

Ich kann mich da selber gar nicht von frei sprechen. Tatsächlich ist es schon so, dass ich mich morgens in die Bäckerei setze um zusammen mit meinem aktuellen Buch noch etwas vor der Arbeit abzuschalten. Aber es kommt immer öfter vor, dass ich dabei auch zum iPad greife, um schnell die abonnierten Serviceangebote (z.B. Blogs oder Nachrichtendienste) abzurufen, weil ich einfach neugierig bin, was woanders passiert ist. 

Auch beim Zeitungslesen weiß ich, das mich nie alles interessiert, was berichtet wird. Das ist so, wie man sich früher die typischen Sampler als CD gekauft hat, um dann festzustellen, dass man gerade mal die Hälfte der Songs wirklich gut fand. Heute stelle ich mir meine Lieblingsmusik selber zusammen und erstelle mir Listen, die je nach Stimmung ausgelegt sind.

Genauso habe ich mir im iPhone/Pad Nachrichtendienste zusammengestellt, mit den Themen, die mich interessieren. Ich höre schon die Stimmen, die da rufen: „Aber das ist ja gefährlich und einseitig, da bekommt man ja einige Dinge gar nicht mit!“

Ganz ehrlich? Würde ich sonst auch nicht. Auch in der echten Zeitung überblättere ich die Seiten, die für mich uninteressant sind. Auch eine echte Zeitung würde ich nicht kaufen, wenn die Schlagzeile mich kalt lässt. Was spricht dagegen, sich nur von dem berieseln zu lassen, was einen nicht langweilt und das Ganze auch noch bequem auf den Bildschirm geschickt bekommt, ohne dass man groß danach suchen muss? 

Oft ist das gedruckte Wort, am nächsten Tag schon wieder Schnee von gestern. Eine Online-Seite ist halt schneller aktualisiert. Hier kann ich davon ausgehen, dass ich wirklich aktuelle News lese und immer auf dem neusten Stand bin. 

Anders ist das bei den Fachzeitungen, die mich interessieren, die arbeite ich von vorne bis hinten auf. Aber auch die gibt es mittlerweile alle online, ich kann sie abspeichern und immer wieder abrufen, wenn ich eine bestimmte Information noch einmal lesen möchte, ohne mich durch Stapel voller Zeitungen zu arbeiten, die eine Menge Platz brauchen, wenn man sie über Jahre liest.

Mein Zeitungskiosk im Handy wird somit immer voller (abgesehen von zwei Zeitungen, die ich bei meinem Lottohändler ums Eck kaufe, einfach weil er mir sympathisch ist)

Ich freue mich auch immer noch auf meine Stadtteilzeitung, die mir sagt was unmittelbar um mich herum passiert und mich mit Angeboten aus den Geschäften versorgt, die es in meiner Nähe gibt. Aber selbst diese Zeitungen haben mittlerweile eigene Internetseiten, die ich täglich verfolge, genauso ausführlich wie die Zeitung selbst – was will ich da mehr? 

Was ich mir hier vielleicht noch wünschen würde, wäre eine gemeinsame Sache mit den Geschäften meiner Umgebung. Wenn diese sich aktiv an solchen Stadtteil-Seiten beteiligen würden (Angebote, Interviews, Mitarbeitervorstellung…) dann wäre auch wieder eine Bindung vorhanden, die man in der Discount-Welt von heute allmählich verliert.

Ich mag so etwas, aber ich glaube trotzdem, dass solche Internetseiten nur ein Wunschtraum von mir bleiben. Oder vielleicht in ein paar Jahren, wenn Online-Präsenzen noch selbstverständlicher geworden sind?

Also gut, ich gebe zu: beim Zeitungslesen überwiegt der Nutzen und die Bequemlichkeit, dafür würde ich sogar auf das Knistern beim Umblättern der Seiten verzichten. Ein wenig infiziert bin ich also schon.

Beim Buch ist das aber immer noch etwas anderes.

Zum Beispiel, wenn man in den Urlaub fährt. Wenn der Koffer sowieso schon überfüllt ist, dann fallen 2-3 Bücher schon ins Gewicht (wenn man, wie ich, schnell liest, dann sind es eher mehr) da wäre so ein eBook-Reader im Handgepäck schon nett. Vor allem könnte ich mir die Bücher auch spontan aussuchen und herunterladen, je nach Urlaubsstimmung. Aber… kann ich mein elektronisches Wunderteil im Strand auf dem Handtuch liegen lassen, um mal kurz ins Wasser zu springen? Gut, auf einer einsamen Insel vielleicht, aber in jedem normal belebten Urlaubsort, würde ich das eher nicht versuchen, es sei denn Geld spielt keine Rolle.

Das gilt auch für meine heimatliche Badewanne. Ein Glas Wein, ein gutes Buch… himmlisch. Genau das Richtige zum Entspannen. Kann ich natürlich auch mit dem eBook. Aber… wie verhält es sich hier mit der Feuchtigkeit? Ich bade ja keine 10 Minuten und ich liebe es nun mal schön heiß. Verträgt mein elektronisches Spielzeug eventuell auch ein unfreiwilliges Tauchbad und kommt es bei den Badezimmertemperaturen nicht ins Schwitzen? Ich habe bei den naturwissenschaftlichen Fächern nicht wirklich aufgepasst, aber das Wenige was hängen geblieben ist, sagt mir, dass dies eher nicht so gut wäre für ein langes Zusammenleben. Oder irre ich mich?

Um wirklich nur ganz kurz auf ein anderes Örtchen zu sprechen zu kommen (ich weiß, da redet man nicht drüber): wenn man nicht gerade zu den Leuten gehört, die dort längere Sitzungen abhalten, würde ich mir mit einem iPad in der Hand ganz schön blöd vorkommen ;-)

Ich habe vor kurzem in einer Diskussion zum Buch "Die Unperfekten" von Tom Rachman, gelesen, dass es einen Unterschied macht, ob man etwas lesen muss oder will. Vielleicht ist der Ansatz gar nicht so dumm. Auch für mich scheint das zu gelten.

Ich greife immer öfter zum digitalen Gerät, wenn ich schnell etwas nachlesen möchte. Hand aufs Herz: wer hat zum letzten Mal im Brockhaus nachgeschlagen um sich zu informieren und wie oft schaut man selber bei Wikipedia nach oder googelt? 

Blättere ich im Weltatlas nach oder schaue ich mir die Satelliten-Fotos auf Google Earth an, wenn ich etwas über ein Land wissen möchte?

Besorge ich mir eine Karte (die vor mindestens einem Jahr gedruckt wurde), wenn ich in einer fremden Stadt bin oder aktiviere ich einfach meine Navigation im Handy (nachdem ich mir die aktuellen Kartenausschnitte am Vortag herunter geladen habe?)

Ähnlich geht es mir mit Fachliteratur, wenn ich mich nur kurz über etwas informieren möchte. Da lohnt in den meisten Fällen kein (teurer) Sachbuchkauf, wenn ich es auch online abrufen kann.

Ja, so langsam dämmert es mir. 
Auch ich habe mich schon von etlichen Gewohnheiten getrennt. 

Vor kurzem habe ich im iPad entdeckt, dass ich zu jedem Buch, welches mich interessiert Leseproben gratis herunterladen kann. Das nutze ich seitdem ausgiebig und hat mich schon vor so mancher schlechten Buchauswahl bewahrt. Die Auswahl ist einfach beachtlich.

Dadurch habe ich auch gemerkt, wie komfortabel das Lesen mit dem eBook sein kann. Vor kurzem hatte ich einen „Kindle“ in der Hand, der mir das Ablehnen von digitalen Büchern fast leicht gemacht hat. Er ist zwar handlich und mit blendfreiem Bildschirm, aber es macht mir einfach keinen Spaß mit dem unansehnlichen Teil zu lesen. Am Anfang war ich völlig verwirrt, weil sich die Seiten nicht durch einfaches Streichen umblättern ließen, ich sollte tatsächlich Tasten drücken. Ok, ich gebe zu, da outet sich die dekadente Denkweise eines Tablet verwöhnten Users.

Aber wenn ich schon digital Bücher lese und dabei auf meine normalen Lesegefühle verzichte, dann möchte ich wenigstens ähnliches empfinden als Ersatz. Dazu zähle ich ein beleuchtetes Display, ein Umblättern der einzelnen Seiten durch leichtes Ziehen am „Buch“rand, die Möglichkeiten eigenhändig die Schrift vergrößern zu können und das Merken der letzten Seite, die ich gelesen habe, auch wenn kein Lesezeichen zur Hand ist. Das leichte Gewicht im Gegensatz zum gebundenen Buch ist auch in manchen Situationen nicht zu verachten.

Es ist für mich aber auch noch eine Kostenfrage. Ich lese mindestens 2 Bücher die Woche, das könnte ich mir nie leisten, wenn ich die Bücher kaufen würde (ich gehöre daher noch zu denen, die man mit einem Amazon-Gutschein völlig glücklich machen kann). 

Ich bin in einem sehr aktiven Internet-Lesekreis, wo Bücher (und DVDs) unter einander ausgetauscht werden und dort lesen wir zum Glück auch immer die neusten Bücher. Wie soll das im eBook-Bereich gehen? Solange es da keine Tauschmöglichkeit gibt, dass man heruntergeladene Bücher und Filme ebenfalls untereinander verleihen  kann, ist es einfach eine teure Angelegenheit, wenn man wirklich alle Neuheiten lesen will, die einen interessieren. Ich könnte mir das dann nicht mehr leisten, ganz zu schweigen von den netten Kontakten, die mir dann ebenfalls fehlen würden. 

Ich sehe schon, auch für mich gibt es ist keine eindeutige Entscheidung für oder gegen eBooks und ePaper. Solange der Nutzen überwiegt bin ich aufgeschlossen, aber ich hänge auch noch am sinnlichen Vergnügen ein echtes Buch in der Hand zu halten.

Vielleicht wird es Bücher in ein paar Jahren mal als Luxusartikel geben, die man sich als etwas Besonderes gönnt. 

So, wie ich an besonderen Tagen ein Parfüm benutze, zu exklusiven Gelegenheiten schöne Kleidung trage oder mir etwas Delikates zum Essen gönne, lese ich in ein paar Jahren bestimmte Bücher in „altem“ Buchformat. Ein Genuss für zwischendurch, besondere Momente oder Bücher, die nur auf diesen Weg in Ihrem Zauber herüber kommen. 

Wer weiß?



Zum Schluß noch ein paar Fakten für Interessierte:

2009 sind gerade 830.000 eBooks verkauft worden, 2010 waren es 1,86 Millionen und  für 2011 werden 3,72 Millionen prognostiziert. Ab 2012 wird jährlich mit einer Verdoppelung der Verkaufszahlen gerechnet.

Während im Jahr 2010 in Deutschland also nur knapp 2 Millionen eBooks mit einem Umsatz von 21,2 Millionen Euro verkauft wurden, waren es in den USA im gleichen Zeitraum 114 Millionen eBooks mit einem Umsatz von 327 Millionen Euro.

30% der eReader Nutzer/innen ist über 55 Jahre, 21% zwischen 45 und 54 Jahren, 14% zwischen 35 und 44 Jahren, 18% zwischen 25 und 34 Jahren und 17% unter 25 Jahren alt. Damit sind über 50% der eReader Nutzer/innen über 45 Jahre alt. 

Am Tablet-Markt ist der Anteil etwas ausgeglichener. Hier sind 46% der Tabletnutzer/innen unter 35 Jahre alt. 61% der eReader Nutzer waren im zweiten Quartal 2011 weiblich, am Tablet-Markt immerhin noch 43%.

Die wichtigsten Verkaufsargumente für eBooks und eReader sind Mobilität, Platzersparnis, schnelle Verfügbarkeit, Umweltfreundlichkeit, geringes Gewicht und die Veränderbarkeit der Schriftgröße.

Einige Seiten zum Thema:







Eure Meinung?
Ich bin gespannt...



Freitag, 9. Dezember 2011

Nimm dir Zeit die Welt zu sehen...





Ich fragte eine Schnecke,
warum sie so langsam wäre.

Sie antwortete,
dadurch hätte sie mehr Zeit
die Welt zu sehen.

(Wolfgang J. Reus)





Dienstag, 15. November 2011

Neulich auf der Bücherschau...

Wir waren neulich auf der Münchener Bücherschau, die ich jedem Lesesüchtigen nur empfehlen kann. Wer einfach mal wieder stöbern möchte, ist hier sicher nicht fehl am Platz.




Auch ich konnte einige Titel notieren, die ich gerne noch lesen möchte. Es gab allerdings auch einige Buchcover und Titel, die mich spontan zum Lachen gebracht haben. Hier eine kleine Auswahl:





Wenn ich irgendeinen Titel sofort unterschreiben würde, dann diesen!

*



Das perfekte Geschenk für Langschläfer und Morgenmuffel :-)

*



Ja, auch das kommt einem bekannt vor *g*

*


Sex wird eh überbewertet, 
heißt es doch heutzutage ;-))

*


 Endlich spricht es mal jemand aus!

*

Und zum Schluß mein neues Wunschhaustier....


Ist doch nett, oder?



Der Ordnung halber, noch die dazugehörigen Literaturdaten
(auch wenn ich die Bilder selber mit dem Handy geschossen habe,
wie unschwer zu übersehen ist *g*)

"Ich kann mir alles merken.: Nur nicht mehr so lange"
Nora Ephron
3809026018

"Der frühe Vogel kann mich mal: Ein Lob der Langschläfer"
Bettina Hennig
3548373534

"Ich denke, also spinn ich: Warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen"
Jochen Mai, Daniel Rettig
3423248734

"Sex - Von Spaß war nie die Rede"
Volker Surmann
3492273068

"Frauen, die lesen, sind gefährlich und klug"
Stefan Bollmann
393804540X

"ZooBabys -Die niedlichsten Tierkinder der Welt"
Heyne Verlag
3453615042

 

Samstag, 12. November 2011

Achtung Hochspannung!


 
Letzte Woche habe ich im Moosacher Anzeiger die Werbung für ein neues Fitnessstudio entdeckt. Genauer gesagt kein Fitness-Studio, sondern eine neue Einrichtung namens Body Street. Dort kann man sich jetzt mit der aktuellen EMS-Trainingsmethode fit machen.

Hier eine kurze Erklärung:
ElektroMyoStimulation wird in der Physiotherapie bereits seit Jahren erfolgreich zum Muskelaufbau angewendet. Das Prinzip ist einfach: Der Strom aktiviert und kontrahiert die Muskeln, die dadurch stärker werden. Der Vorteil liegt darin, dass alle Muskelgruppen gleichzeitig trainiert, die Impulse aber auch individuell geregelt werden können. Anhand von zehn Reglern kann man einstellen, wie stark der Strom in die jeweiligen Muskelgruppen fließen soll. Nach einer kurzen Anfangsphase, in der sich der Körper an den Strom gewöhnen kann, beginnt das Training: In Intervallen von vier Sekunden schießen die Elektroimpulse vier Sekunden lang durch den Körper , in dieser Zeit absolviert man dann die jeweiligen Übungen und arbeitet quasi gegen die aufgebaute Spannung.

Was mich angezogen hat, an der Anzeige, war die Schlagzeile:

Man kann mit 20 Minuten EMS so viel erreichen
wie sonst mit 8 x 45 Minuten herkömmlichem Krafttraining.

Wunderbar.

Es ist ja nicht so, dass ich noch nie im Fitnessstudio angemeldet war. Ich habe sie so ziemlich alle durch. Die ganz mondänen, wo man als Frau unbedingt modebewusst auftreten sollte. Hier ist es dann egal, ob man in dem schicken Dress trainieren kann. Wichtig ist, dass alles harmonisch aufeinander abgestimmt ist und man rein vom Outfit her so fit aussieht, als hätte man mindestens schon drei Trainingseinheiten hinter sich. Dass die einzige Trainingseinheiten im Stemmen von ebenfalls farblich aufeinander abgestimmten Energydrinks bestanden hat, muss ja niemand erfahren.

Auch die reinen Bodybuilding-Studios sind recht interessant, voraus gesetzt man steht auf animalische Stöhnkonzerte von Männern, die mehr Zeit vor dem Spiegel verbringen, als so manche Frau im Badezimmer.

Das Blöde an all diesen Einrichtungen ist, dass ich mich nach kurzer Zeit langweile und die Übungen nur noch automatisch und mit wenig Lust absolviere.

Eine Alternative wäre Nordic Walking. Für mich der Alibi-Sport schlechthin. Das Ganze kann man sehr schön im Olympia-Park beobachten. Hier schlendern den ganzen Tag Horden von Nordic Walkern hindurch, die mit hinterherziehenden Stöcken den neusten Klatsch und Tratsch austauschen. Natürlich ebenfalls in der Vollausstattung: zum Jogging-Anzug farblich passendes Stirnband (zum Simulieren des nicht vorhandenen Schweißes) mit bunten, schicken Turnschuhen, die wahrscheinlich noch nie etwas anderes als Gesprächstempo erlebt haben.

Zum Glück betrifft dies nur 80% der Nordic Walker, die Restlichen nehmen den Sport tatsächlich ernst und bei richtiger Ausführung bringt einem das sicher eine Menge. Ich halte es auch für sehr effektiv, kenne mich aber leider selber und weiß, dass es für mich ein reiner Sommersport wäre. Im Winter wenn es kalt ist oder vielleicht sogar noch schneit (das passiert in unseren Breitengraden ab und an) würde mich niemand auf die Straße oder sonst wohin bekommen. Also auch nichts für mich.

Mein innerer Schweinehund ist halt riesengroß, er hatte immerhin Zeit genug zu wachsen.



Wer kämpft schon freiwillig gegen so ein Monster? *g*

Deswegen hat mich ja die Anzeige so neugierig gemacht. 20 Minuten bekomme selbst ich hin und solange kann ich den Köter locker bändigen.

Allerdings bin ich auch von Natur aus misstrauisch gegenüber Werbeaussagen und –versprechen. So etwas überprüfe ich dann ganz gerne und da sowieso mein Urlaub vor der Tür stand, habe ich mich einfach mal zum Probetraining angemeldet.

Vorgabe der netten Dame am Telefon war:
Turnschuhe mitbringen, was Leichtes vorher essen und mehr nicht. Eigentlich keine Aufgaben, die schwer zu erfüllen wären.

Aber ich hatte ja nun Urlaub und endlich mal Zeit ein paar Dinge einzukaufen, die schon lange auf der Liste gestanden haben. Da das Einkaufszentrum in der Nähe des Studios liegt, habe ich beides schön verbinden können.

Kurz um, nachdem ich das Olympia-Einkaufszentrum der Länge und Breite nach durchforstet habe, bin ich total verschwitzt (…jetzt schon?) mit vollen Magen (…ist ein Kaiserschmarren mit Eierlikör und Mandeln nichts Leichtes?) und mit wehen Füßen (…komm, die Sonne scheint so schön, bis dahin kannst du doch kurz laufen) im Studio eingetroffen.

(Dass ich anstatt Begrüßung nicht „Wasser“ und „Stuhl“ geröchelt habe, sollte man mir schon anrechnen)

Nun wurde ich erst einmal sehr nett und kompetent über das eigentliche EMS-Training aufgeklärt, zusammen mit einigen grundlegenden Erkenntnissen zum Thema Fitness und Abnehmen. Letzteres ist dann schnell an meinen Ernährungsgewohnheiten gescheitert (--> siehe „Kochen, nein Danke“) und somit konnten wir anfangen.

Ich bekam einen netten schwarzen Dress gereicht und wurde damit in die Umkleidekabine geschickt. Meine Bedenken, dass mein nicht gerade feengleicher Körper in solchen enganliegenden, kurzen Sachen, kein anbetungswürdiger Anblick sei, wurde beiseite gewischt – sie hätten schon Schlimmeres gesehen (na, Gott sei Dank, da bin ich aber froh)
Ich hoffe, dass dies auch die vorbeilaufenden Fußgänger auf der Straße so sehen, da das Übungsgerät direkt vor der Schaufensterfront steht.

In der Umkleidekabine bin ich dann fast von einer Weichspüler-Welle erschlagen worden. Ist wahrscheinlich angenehmer bei so enger Kleidung, wenn sie nicht kratzt wie Sandpapier (wenn man nicht zu denen gehört, die ihren Weichspüler extra im DM-Markt kaufen, weil sie dort einen genialen „geruchslosen“ Weichspüler verkaufen)

Gut, ich stehe also in meinem nach Chemie duftendem, enganliegendem Trikot vor meiner Trainerin und sehe fasziniert zu, wie meine Trainingskleidung erst einmal nass gemacht wird. 

Ich erfahre, dass der Strom so besser durch die Haut zum Muskel geleitet wird. Hier frage ich mich zum ersten Mal, ob eine gesunde Neugier immer von Vorteil ist. Aber ja, Madam muß ja immer alles wissen und selber ausprobieren. Das habe ich nun davon.

Ich bekomme nun meine Weste à la „Mission Impossible“ angezogen, sie wird festgezurrt und durch Bein-, Arm- und Po-Manschetten ergänzt. Nachdem ich also aussehe, wie ein, in schwarze Kampfkleidung gepacktes, Michelin-Männchen kann es losgehen.

Der Strom wird nach und nach eingeschaltet, damit ich erst einmal ein Gefühl dafür bekomme.

Es beginnt erst langsam zu Kribbeln. Jede einzelne Körperpartie wird aktiviert und ich merke wie der Strom immer stärker wird und zum Schluss wie ein Wasserprasseln durch meinen Körper fließt. Etwas entsetzt stelle ich fest, dass ich nicht mal mehr die Hände zusammen bekomme um in die Grundstellung zu gehen.

Spannung soll ich aufbauen. 

Kann mir mal jemand erklären, wie ich das machen soll, wenn meine Glieder sich gerade selbstständig machen und mich nicht mehr als Chef der ganzen Maschinerie anerkennen???

Man kann.

Wir schalten den Strom noch einmal flacher, ich bekomme mit dem Gefühl des eben erlebten noch einmal alles erklärt und nun starten wir richtig durch.

Wir arbeiten uns von unten nach oben durch (oder war es umgekehrt?) und ich stelle fest, dass ich ein Weichei bin.

Das ist nun nicht die neuste Erkenntnis, kam aber in dieser Situation überraschend, da ich trotz alledem relativ schmerzunempfindlich bin und die Stromtherapie in der Physio (nach meiner Schulter-OP) immer als recht angenehm empfunden habe.

Hier kam ich allerdings in die Versuchung mit lautem Schrei 
„Ich bin schwach, holt mich hier raus“ zu flüchten.

Man kämpft quasi die ganze Zeit in 4 sek.-Abständen gegen die Impulse und schafft es manchmal kaum die erforderlichen Übungen durchzuziehen, da der Wiederstand so stark ist, dass man meint es nicht schaffen zu können. 

Wir haben dann an den schlimmsten Stellen den Strom etwas herunter gefahren und ich habe immerhin tapfer bis zum Schluss durchgehalten. 

Es ist nicht so, dass es weh tut, aber ich habe es einfach als unangenehm empfunden, weil man immer meint, da zerrt etwas an einem herum und kann nichts dagegen tun. Ich habe früher immer gerne die Augsburger Puppenkiste gesehen, jetzt durfte ich mal am eigenen Leib erleben, wie sich das Leben als Marionette anfühlt.

Vielleicht bin ich einfach zu sehr daran gewöhnt für die Bewegungen meiner Körperteile selber verantwortlich zu sein und dass da etwas mit mir geschieht was ich nicht beeinflussen kann (oder nur unter größeren Anstrengungen) ist einfach nicht mein Ding. Ich kann es nicht mal wirklich beschreiben.

Das mit dem Anfeuchten hätten wir uns übrigens auch sparen können. Nach gefühlten 5 Minuten gab es keine Stelle mehr an meinem Körper, die nicht nass geschwitzt war, so dass selbst die Wimperntusche verlaufen ist. Eitelkeit muss eben auch immer mal wieder bestraft werden.

Fakt ist, dass es mir trotz kompetenter Anleitung, bei der wir sehr viel Spaß hatten, nicht gelungen ist, mich wirklich auf die Übungen zu konzentrieren, weil ich die meiste Zeit nur an das Muskelzerren denken und dieses intensive Gefühl einfach nicht in die sportliche Richtung lenken konnte. Sollte allerdings innere Quengelei und Selbstmitleid das Trainingsziel gewesen sein, dann habe ich bestanden.

Das ist allerdings nur mein persönlicher Eindruck. Ich kann mir gut vorstellen, dass jemand mit mehr Willen und sportlichem Ehrgeiz hier wirklich sehr gute Trainingserfolge erzielen kann. Das Ganze ist recht einfach, man ist immer unter Aufsicht und nach 20 Minuten hat man das Gefühl einen Marathon überstanden zu haben. 

Wenn man zum Beispiel, so wie ich regelmäßig Schwimmen geht oder andere Sportarten betreibt, ist es zum Muskelaufbau sicherlich eine gute Ergänzung. Kurz und effektiv ist es tatsächlich und wenn die Trainer überall so nett sind, wie bei meinem Probetraining, dann macht es sicherlich auch viel Spaß. 

Probiert es ruhig einmal selber aus (kommt bitte nur nicht auf die Idee mich wieder mitzunehmen…)

Es hat auch nur drei Tage gedauert, bis ich meine geschundenen Muskeln zumindest wieder in Tastaturhöhe heben konnte, um euch von diesem hochspannungsgeladenem Ereignis in meinem Leben zu berichten. 

So kommt man schnell zu Haustieren, wenn sich der Schweinhund mit dem Muskelkater trifft – nette Gesellschaft, muss aber nicht wirklich sein. 

Ich bleibe beim Schwimmen, das macht immer noch Spaß und die ersten 6 Kilo habe ich damit auch vernichtet.

Mit diesem Fazit verabschiede ich mich dann auch und schalte den Strom ab...

*klick*

*Ende der Geschichte* 









Mittwoch, 9. November 2011

Was ist "Glück"?

 


Ich habe dieses Bild vor einigen Tagen bei facebook gesehen, von Kai Pflaume gepostet, der es irgendwo an irgendeinem Flughafen entdeckt hat. 

Meine erste Reaktion war natürlich spontane Zustimmung. 

Dann habe ich versucht darüber nachzudenken, was denn für mich Glück bedeutet und erstaunt festgestellt, dass diese Frage gar nicht so leicht zu beantworten ist.

Ich glaube wenn man aufpasst und alles um sich herum bewusst wahrnimmt, dann entdeckt man jeden Tag etwas was einen glücklich macht. Für mich ist Glück all das, was mir ein gutes Gefühl verschafft, was mein Leben zufriedener macht, was mich zum Lächeln bringt oder mein Herz anstubst.

Ich denke (…also bin ich – nee, Quatsch, genug der Sprüche)

Ich denke, dass man vor allem sein Glück in den kleinen Dingen des Alltagslebens findet.
Ich habe ja schon erwähnt, dass ich eher ein positiver Mensch bin. Mir würden spontan viele Dinge einfallen, die ich mag, aber wirkliche Hass-Objekte… da müsste ich erst einmal überlegen (abgesehen von Rolltreppen-Runter-Läufern!). Vielleicht auch mal ein Blogthema: Was hasse ich wirklich?

Ich freue mich, wenn mir freundliche Menschen begegnen, die mich spontan auf der Straße anlächeln, oder ein nettes Gespräch in der U-Bahn oder beim Bäcker beginnen (ok, falsche Stadt, aber das Thema hatten wir schon *gg*)

Deswegen bin ich wahrscheinlich auch so ein stadtteilgebundener Mensch. Erst einmal die typische Wege und Geschäfte gefunden, genieße ich diese kleinen Gespräche, die dort entstehen. Mein Bäcker, wo ich jeden Morgen vor der Arbeit noch einen Kaffee trinke und lese, hat zwar nicht die leckersten Backwaren, aber man vermisst mich dort, wenn ich einmal Urlaub habe und fragt dann nach wo ich war.

Man baut kleine, leichte Beziehungen auf. Wie z.B. der lustige Lotto-Mann, der auch immer zur selben Zeit seinen Kaffee holt. Naja, ehrlich gesagt holt er sich einen Spritzer Kaffee zu seiner Zuckertasse, was ich jeden Morgen faszinierend finde. 

Hat aber zur Folge, dass ich dort nun ab und zu mal Lotto spiele und meine iPhone/iPad-Welt kaufe, obwohl ein Abo beider Zeitungen viel bequemer wäre. Die kurzen Minutengespräche machen einfach Laune und man fängt den Tag lächelnd an.

Das kleine Cafè in Moosach „Tirreno“ ist nicht wirklich gemütlich in der Ausstattung. Aber man kennt dort all meine Sonderbestellungen à la Sally und ich brauch kaum noch etwas zu sagen. 

Böse Zungen könnten jetzt behaupten, das zeigt einfach nur, dass ich ein langweiliger Mensch bin, aber was soll`s? Mich machen dieses kleinen Gewohnheiten glücklich mir geht es dabei gut und es verschafft mir ein beständiges Gefühl, welches auch ein wenig Heimatgefühl entstehen lässt und sei es nur in diesen kurzen Momenten.

Wenn dann noch die Sonne scheint und ich mich draußen hinsetze, mit einem gutem Buch – ja, dann bin ich glücklich.

Ich lache gerne. 

Da kann ein Tag so schlecht laufen wie er will. Irgendwann findet man doch etwas worüber man lachen kann und schon ist die Welt wieder rosiger.

Ein Gespräch mit guten Freunden zeigt einem, dass man beachtet wird, dass es Menschen gibt, die einen mögen. Das ist ein gutes Gefühl, selbst wenn es nur am Telefon ist, da meine besten Freunde alle weiter weg wohnen.

Ich habe mitten in einer „Wetten dass“-Sendung angefangen zu weinen, nicht weil die Gäste mal wieder sterbenslangweilig und uninteressant waren, sondern weil auf einmal drei junge Männer wie die Götter gesungen haben. Wie die ersten Töne erklungen sind, da sind bei mir die Tränen einfach nur geflossen, weil die Stimmen so kräftig und schön waren, dass ich es kaum ertragen konnte. Diese Reaktion hätte ich nicht im Traum erwartet, nachdem die drei, aussehend wie eine kleine Harry-Potter-Gang auf die Bühne gekommen sind. Ihr Name: Il Volo.

Ähnlich erging es mir mit Adoro und Il Divo. Beides Gruppen, die ich per Zufall entdeckt und gehört habe und nicht bewusst bestellt habe, wie zum Beispiel meine „Unheilig“-CD. 

Ich reagiere sowieso extrem auf Stimmen. Das funktioniert selbst im Radio, ohne visuellen Reiz. Auch das sind alles Momente, die mich glücklich machen.

Bei einem schönen Film zu weinen oder bei "Nur die Liebe zählt" (dazu stehe ich *g*), bei einem tragischen Film mitzuleiden, auch das macht mich glücklich. So gegensätzlich sich das auch anhört.

Ich glaube, dass einen die Intensität der dann empfundenen Gefühle zum Glücksichsein bringt. 

Zu spüren, ich fühle, ich lebe, da ist etwas was mich begeistert – auch das ist Glück.

Ein schönes Bild, ein tolles Foto, meine Lieblingsfigur Mickey Maus, die mich seit meiner Kindheit in vielfacher Form begleitet und umgibt – gehören auch dazu.

Aber auch so profane Dinge, wie ein ergattertes Schnäppchen, eine neue Handtasche (ein paar weibliche Gene stecken halt in jedem), ein Gewinn in irgendwelchen Spielen, das sind alles Dinge, die mich glücklich machen.

Also noch einmal:
Ich glaube wenn man aufpasst und alles um sich herum bewusst wahrnimmt, dann entdeckt man jeden Tag etwas was einen glücklich macht. Für mich ist Glück all das, was mir ein gutes Gefühl verschafft, was mein Leben zufriedener macht, was mich zum Lächeln bringt oder mein Herz anstubst.

Glück ist das, was man immer mal wieder zwischendurch empfindet, auch wenn nicht alles passt. Man muss sich nur aus all diesen kleinen Bestandteilen, sein eigenes Glückspuzzle basteln, indem man nach den richtigen Teilen sucht und sie dann sammelt. So schafft man sich sein eigenes Glück und muss nicht nach dem von anderen schauen. Ich muss nicht immer glücklicher werden, aber ich kann mein Puzzle Tag für Tag vergrößern und kann immer mehr Teile hinzufügen. 

Jedes dieser kleinen Teilchen hilft mir dann an Tagen, wo es nicht so passt.

Wenn man all dies zusammenfasst, dann würde ich sagen:

Ja, ich bin glücklich.











Dienstag, 8. November 2011

Neulich in der Telefonzentrale…

Ein von mir geführtes, kurzes Telefongespräch kann ich euch einfach nicht vorenthalten, da es einwandfrei zu meinen persönlichen Highlights gehören wird.



Anruf Frau X: 

Guten Tag, ich versuche Herrn Y eine Email zu schreiben, die aber immer wieder zurückkommt, da stimmt was nicht.

Das freundliche Zentralfräulein: 

Kein Problem, dann vergleichen wir einfach noch einmal die Email-Adresse, vielleicht klärt sich das dann schnell
(eine ehrliche Zuversicht aufgrund etlicher Erfahrungswerte…)

Frau X:
Die Adresse lautet: Herr Y@meineFirma

Das freundliche Zentralfräulein: 

Und dann die Endung „ .de „
Seltsam die Adresse stimmt eigenlich…
Frau X fällt mir ins Wort: 

Nein, 
„ .de“ habe ich natürlich weggelassen, 
ich habe die Email ja innerhalb von Deutschland verschickt, 
da brauch ich das doch nicht…

Ich gebe zu, ich bin selten sprachlos, aber hier war ich es *lach* 

Ich habe der netten Dame dann erklärt, dass die Email aber nicht weiß, in welchem Land sie gerade verschickt wird und dass man ihr das sagen müsse. 

Wir haben die Email dann noch einmal „gemeinsam“ verschickt und sie war glücklich, dass kein „Dämonen-Teufelchen“ einen Fehler gemeldet hat.

Es war ein so lustiges und nettes Gespräch, dass auch mein Tag gerettet war und ich die ganzen Reststunden mit breitem Grinsen an meinem Schreibtisch gesessen habe. 

Danke dafür an Frau X :-)