Freitag, 15. Juli 2011

Erste Eindrücke von Google+

Ich gebe zu, mein anfängliches Interesse war nicht ganz so groß. Noch eine Community? Brauchen wir das wirklich?

Ich selber fühle mich bei facebook recht wohl, weil es der schnellste Weg ist seine Freunde und Bekannten online zu treffen, denn auf facebook ist irgendwie fast jeder unterwegs. Die facebook-Adresse wird heute weitergegeben, wie früher die Visitenkarte und mittlerweile springen auch fast alle Firmen und Markenartikel auf den Zug um dabei zu sein. Ich habe also auch von mir erwünschte Werbung um mich herum, ohne extra Seiten wälzen zu müssen. 

Man hat auch selten Lust dazu mehrere Angebote aktuell zu halten und so bleibt man über kurz oder lang bei einem oder zwei Anbietern (bei mir sind es Facebook und ein Buchzirkel). Ansonsten besteht auch einfach die Gefahr, dass man seine komplette Freizeit ausschließlich vor dem PC verbringt und das war noch nie empfehlenswert.

Wie gesagt, ich war skeptisch. Aber als einer der Radiosender in München,  95,5 charivari Anfang der Woche Invites an die schnellsten Anrufer verteilt hat, habe ich doch mitgemacht und so eine der begehrten Einladungen bekommen. Also, hab ich mir gedacht, schauen wir uns das mal an.
  © Google                                                  
                                                                                                                                          
Man fühlt sich schon ein wenig alleine zur Zeit, da es noch nicht für die breite Öffentlichkeit freigegeben ist und es ist ja erstmals ein Test, der da seit 2 Wochen läuft, aber das was ich bisher entdecken konnte, macht auf mich ein guten Eindruck.

Google+ arbeitet mit sogenannten Circles (Kreisen), was ungefähr einer verfeinerten und ausgearbeiteten Mischung der bisherigen „Freunde“ und „Gruppen“ entspricht, die man aus anderen Foren und Plattformen kennt. Man kann sich mit Hilfe dieser Kreise organisieren und zwar in sehr vielfältiger und ausführlicher Form. 

In den meisten Communities ist es so, dass man seine Äußerungen und das was man von sich zeigt entweder mit allen (also dem gesamtem Web) oder mit seinen Freunden teilen kann. Obwohl die „Freunde“ von mir selber ausgesucht und freigeschaltet werden, ist es trotzdem nicht so, dass ich mit allen ALLES teilen würde.

In  meiner Freundesliste sind z.B. Spieler, die mit mir an Online-Games teilnehmen und von denen ich 98 % nicht persönlich kenne, da man sich wirklich nur online trifft.

Es sind Football-Spieler dabei von überall her, die meine Bilder kennen (ich habe früher oft in der NFLE fotografiert) und die diese Bilder über meine Fotoalben mit anderen teilen, da sie mittlerweile gar nicht mehr in Deutschland wohnen, sondern wieder in Amerika leben.

Es sind frühere Bekannte dabei, zu denen  noch ein lockeres Verhältnis besteht.

Ich habe zum Teil meine Arbeitskollegen (und auch meinen Chef *g*) in der Freundesliste. Und seit neustem auch meine wiederentdeckte Cousine und ihre Familien.

Das sind alles Menschen, die ich bewusst aufgenommen habe und mit denen ich aus den verschiedensten Gründen gerne „befreundet“ bin und wo sich schon oft interessante Gespräche ergeben haben. Ich erlaube mir auch jederzeit Anfragen abzulehnen. Warum auch nicht, an der Theke in meinem Lieblingsbistro muss ich mich auch nicht mit jedem unterhalten, der sich zu mir setzen will.

Aber…. und hier setzt nun Google+ an:
ich würde nicht mit all diesen Menschen, alle Gespräche führen.  

Es gibt immer mal Themen oder Äußerungen, die nicht für alle Ohren (oder online eher Augen) bestimmt sind. 

Das bedeutet jetzt nicht, dass ich normalerweise meine schwarze Seele vor der Welt verstecke und es heißt auch nicht, dass ich in engen Holzkisten schlafe und erst in der Nacht aktiv werde. Ich habe auch keine versteckte, perverse Ader (hoffe ich zumindest *g*) die nur darauf wartet auszubrechen.  Ich bin außerdem ein Mensch, der immer sagt, was er denkt (ihr dürft mich auch Meister in der Disziplin "Fettnäpfchen" nennen) 

Das, was ich öffentlich äußere, würde ich jedem auch zu jeder Zeit selber sagen.

Es gibt aber Dinge, die will ich nur mit bestimmten Menschen teilen. Wenn ich zum Beispiel mit meiner Cousine über die Gesundheit meiner Tante spreche. Meine Freundin, die mir erzählt, wie ihr Geschäft läuft und mit der ich vielleicht mal über ihren Freund rede oder über das Fehlen meines. Meine Arbeitskollegen, die mit mir über Neuigkeiten aus dem Büro reden wollen, weil ich ein paar Tage Urlaub hatte.

Alles keine Themen, die tiefe Geheimnisse bergen, die auf keinen Fall öffentlich verraten werden dürfen. Aber einfach interne Themen, die nicht alle in meiner Umgebung etwas angehen. Wahrscheinlich wäre der Rest der Welt einfach nur fürchterlich gelangweilt und würde vor dem PC einschlafen. Egal, ich muss nicht alles hinaus in die Welt tragen, selbst wenn diese nur aus „Freunden“ besteht.

Ja, wird der eine oder andere gleich einhaken: so was mache ich immer noch persönlich oder am Telefon. Logisch, würde ich auch. Aber meine komplette Familie wohnt 600 km von mir entfernt, genauso wie der größte Teil meiner Freunde. Zu jeder Zeit telefonieren klappt leider auch nicht immer, dafür hat jeder seinen Tagesablauf. 

Aber bevor ich mich ganz verliere, zurück zu Google+

Google+ gibt mir die Möglichkeit für all meine Freunde und Interessenskontakten Kreise anzulegen, über die man dann kommunizieren kann. Nichts anderes passiert im realen Leben. 

Jeder von uns hat einen Freundeskreis und einen Bekanntenkreis, hält sich oft im Kreis der Familie auf oder geht mal weg im Kreis seiner Arbeitskollegen. Genau das bietet mir Google+ jetzt online.

  © Google                                                

Genau diese Kreise richte ich mir bei Google+ ein und somit erfährt jeder nur das, was ihn in dem Moment auch interessiert und wovon er betroffen ist. Gespräche und Nachrichten auf der Startseite, die es natürlich auch bei Google gibt, können immer nur vom jeweiligen Kreis gelesen werden, weil ich es nur für diese Leute freigegeben habe.

So können die Sportler ihre Trainingspläne austauschen, die Diätgruppe gemeinsam Kalorien zählen, die Bücherwürmer über Bücher sprechen, die sie gelesen haben oder untereinander weitergeben möchten. Ich kann mich mit meiner Arbeitskollegin über unsere neues Programm unterhalten und ihr Fragen dazu stellen, weil sie schon alles weiß und von meinem Bekannten lasse ich mir erzählen, wie böse alle Frauen wieder zu ihm sind. Und wenn ich einfach nur laut schreien möchte, weil das unmusikalische Kind meiner Nachbarn wieder drei Stunden lang ihre Flöte quält, dann stell ich mich einfach allein in einen Kreis und brüll mich selber an ;-)

Google+ ermöglicht mir dies mit einem Handgriff, der nur darin besteht die jeweiligen Kreise anzulegen, was schneller geht, als den „Betreff“ für eine Email zu schreiben. 

Darin sehe ich eine große Chance. Dadurch bin ich eben nicht gezwungen, meine Internas per extra Email auszutauschen oder die Seite zu wechseln und ich muss nicht dreimal überlegen, ob das andere nicht missverstehen könnten oder einfach nicht interessiert.

Voraussetzung ist natürlich, dass es auch von allen genutzt wird und das muss man jetzt erst einmal abwarten. Ich habe mir noch nicht alles ausführlich angesehen, aber der erste Eindruck ist wirklich kein schlechter. Hier hat man wirklich alles unter einem Dach und quasi auf einer Seite, ohne groß herumzuklicken, muss keine weiteren Programme oder Seiten aufzurufen usw.

Das kann durchaus effektiv sein, aber man müsste sich dafür komplett auf Google+ einlassen. Vom Email-Programm angefangen, über den Terminplaner, die Blogsoftware, Fotoalben, Ortsangaben und alles was ein Onlineleben so ausmacht.

Wer da bereit ist, von seinen bisherigen Gewohnheiten abzuweichen und alle auf Google+ umstellt, der kann sich mit Sicherheit ein kompaktes Netzwerk aufbauen, welches viel Zeit erspart und erheblich zur Kommunikation mit Anderen beiträgt.

Das Problem ist meiner Meinung nach nur, dass diese Anderen sich ebenfalls darauf einlassen und den Dienst ebenfalls ausführlich nutzen müssen. Nur so kommt ja die Gemeinschaft zustande, auf die man dann aufbauen kann, in der man seine Geschehnisse teilt. 

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, ich sehe das doch an mir. Wie schon erwähnt, das tägliche Allerlei bei facebook, die Spiele auch, oder verteilt auf andere Anbieter (man wechselt ja immer mal wieder gerne) Meine Bücherwürmer treffe ich in bestimmten Foren, meine Fotoleute in anderen. Würde ich Sport treiben, gäbe es sicherlich noch die Webseite meines Sportvereins. 

Ich teile mich auf verschiedenste Art und Weise mit, in dem ich meinen Aufenthaltsort über Foursquare poste, meine Meinung über diese Orte teile ich auch gerne mal über Qype mit anderen Menschen. Ich blogge und twittere munter herum, meistens mit dem iPhone und wenn ich etwas Schönes sehe oder höre, finde ich auch einen Weg es noch von unterwegs dem Rest der Welt mitzuteilen. Ich bin halt ein Kommunikationsfan und Informationsjunkie und nutze gerne die verschiedensten Angebote (meine App-Sammlung auf dem iPhone spricht da Bände)

Wäre ich denn bereit, alles in eine Plattform zu verlegen? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Es macht auch Spaß mit den verschiedenen Angeboten zu jonglieren. Aus dem früheren Seiten-Hopping ist ein App-Hopping geworden und die Neugier auf noch mehr Neues ist ständig da (vielleicht bin ich ja  einfach nur nicht ausgelastet *lach*).

Es wäre schon verführerisch, alles von einem Startpunkt aus zu erreichen. Aber würde ich das in den letzten Jahren  aufgebaute und gesammelte wieder neu zusammentragen wollen? Neuanfänge sind meist so anstrengend und zeitaufwändig.

Andererseits würde ich auch eine Menge Zeit sparen, wenn alles an einem Platz zu finden ist. Wozu ich auf keinen Fall Lust hätte wäre zweigleisig zu fahren, wie schon erwähnt gibt es auch noch andere schöne Orte, es muss nicht der PC sein.

Ich glaube auch, dass hier eine gute Plattform mit viel Potential für Firmen und Networker entstehen könnte. Eine Konkurrenz zu xing (immer noch ein wenig versnobt, aber mittlerweile auch leicht angestaubt ) sehe ich da eher, als zu etlichen privaten Communties. 
Was natürlich nur meine persönliche Meinung ist, der eine oder andere mag sich dort wohl fühlen, meine Welt war es nicht, wie ich es noch beruflich genutzt habe. Aber ich glaube, dass sich über Google+ sehr gut berufliche Netzwerke aufbauen lassen oder Interessengemeinschaften, die einem auch einen Nutzen bringen. 

Egal. Noch muss ich mich ja nicht entscheiden, ich kann in Ruhe abwarten, wie es sich entwickelt und wie es angenommen wird. 

Es macht auf jeden Fall Spaß von Anfang an dabei zu sein und ich würde aufgrund meines momentanen Wissenstandes Google+ ein dickes Plus geben.


Wer noch Lust und Zeit für einen kurzen Überblick hat:



Vielleicht treffen wir uns ja mal dort?



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