Es war einmal... dummerweise kommt jetzt kein Märchen. Aber es war einmal eine Woche Ende Mai, in der
ich beschlossen habe meine Schmerzen im Fuß nicht mehr zu ignorieren,
sondern brav zum Arzt zu gehen. Schmerzen werden von mir meist nach dem Prinzip
des Aussitzens behandelt, das ist effektiv, funktioniert in den meisten Fällen
und spart Praxiskosten (gut, das zumindest zählt bald nicht mehr als Ausrede)
Leider funktioniert
das System nicht immer....
Mein netter Hausarzt
hat dann auch gleich zum Messer gegriffen, er war sich wohl darüber im Klaren,
dass ich so schnell nicht wieder komme, wenn er keine Sofortmaßnahmen ergreift.
Zwei kleine Minikieselchen wurden kurzerhand entfernt, aber sicherheitshalber hat
er mich gleich mal zum Orthopäden überwiesen, mit dem Verdacht auf Fersensporn
(deutlich auf dem Überweisungsschein stehend! - dies nur mal als Anmerkung
vorab)
Als braver Patient,
bin ich selbstverständlich seinem Rat gefolgt und habe mich beim Orthopäden vor
Ort angemeldet. Blöd, dass es ausgerechnet der Arzt war, dem einige Bekannte
schon völlige Unfähigkeit bescheinigt hatten. Aber er war nun mal 20m weiter
erreichbar, direkt über meinem Lieblingscafè. Es lebe die Bequemlichkeit!
In der Praxis angekommen,
durfte ich (trotz Termin) erst einmal warten, wie meistens.
Dann hatte ich ein
Date mit einer jungen Ärztin, die durch bloßes Hinschauen ihre Diagnose stellen
konnte. "...wo tut es denn weh?" Mit Finger auf Fuß zeig...
"da".
Eigentlich
bewundernswert, aber dafür hat sie ja wahrscheinlich auch jahrelang studiert.
Siegessicher wurde mir verkündet: " Das ist kein Fersensporn, sondern
einfach nur eine Entzündung". Bravo. Ohne genaue Untersuchung, ohne
Berührung, das nenn ich medizinisches Können.
Mir wurden Schmerztabletten
verschrieben (die stehen heute wahrscheinlich schon automatisch auf den
Rezepten, per Vordruck) und Fersengummis. Diese sollte ich im Sanitätshaus
bekommen, die Adresse gab es auch gleich gratis dazu.
Also auf zum
Sanitätshaus. Hier musste ich lediglich meine Schuhgröße angeben, alles weitere
erkläre sich von selber, solange ich nicht rechts und links verwechsle. Trotz
Rezept sollte ich fast 20.- € dazuzahlen, was ich schon etwas irritierend fand,
aber "das sei halt so" wurde mir gesagt. Immer wieder schön wenn man
fachkundig beraten wird.
Seltsamerweise kam,
nach Eingabe des Barcodes von der Originalpackung, in der Apotheke meines
Vertrauens, ein Betrag heraus, der noch unter dem der Zuzahlung lag. Dort
bestellt hätte ich also ohne Rezept weniger bezahlt, als im Sanitätshaus mit
Rezept.
Verwunderte
Nachfragen meiner Krankenkasse, der ich nach kurzer Überlegung den Vorfall
mitgeteilt habe, haben folgendes ergeben: das Produkt welches ich erworben
habe, sei von der Qualität her schon etwas Besonderes und das sei mir
sicherlich vom fachkundigen Personal mitgeteilt und ausführlich erklärt worden.
Abgesehen davon, dass
es selbst die normale Schuhverkäuferin beim Deichmann schafft, mich nach meiner
Schuhgröße zu fragen, finde ich schon erstaunlich, das ein eingegebener Barcode
auf einmal Produkte unterschiedlicher Qualität anzeigen soll. Bisher dachte ich
immer, es gäbe pro Produkt nur einen Barcode auf der Originalpackung, aber da
habe ich sicher die andere Auswahl übersehen, ich bin ja schließlich
kurzsichtig.
Egal, besagte
Fersengummis haben leider trotz besonderer Qualität, keinerlei Einfluss auf
meine schmerzende Ferse gehabt und somit bin ich dann nach weiteren zwei
Monaten Humpelei wieder zum Orthopäden. Diesmal habe ich den Namensgeber der
Praxis vor mir sitzen gehabt, welcher wohl ebenfalls dieselbe hervorragende
Ausbildung seiner Praxiskollegin genossen hat. Vielleicht war es ja sogar die
selbe Uni.
Auch der Herr Doktor
konnte von seiner Schreibtischseite aus, präzise und ohne eigene Untersuchung
diagnostizieren, dass ich immer noch mit derselben Entzündung zu kämpfen hätte.
Sowas dauert halt. Tage. Wochen. Monate. Ach, der dritte Monat jetzt schon?
Doch schon so lange? Ja, dann machen wir doch mal Alkoholwickel, das hilft
immer. Immerhin, Alkohol auf Rezept, mal was Anderes.
Nicht, dass es
geholfen hätte. In meiner Wohnung hat es gerochen wie in einer Destille, mehr
Wirkung hatte diese neue Schmerzbekämpfung leider nicht.
An dieser Stelle
sollte ich vielleicht erwähnen, das ich mich jobmässig verändert habe. Meine
Firma, hauptsächlich in Person unseren Juniorchefs, hat mir auf meine Bitte
hin, die Chance gegeben mich innerhalb des Verlages zu verändern. Von einem
Job, der mir nie wirklich gelegen und selten Spaß gemacht hat, habe ich nun
wechseln können zu einer Tätigkeit, die voll und ganz meinen Fähigkeiten und
Vorlieben entspricht, ich kann endlich zeigen worin ich gut bin, kann mich
einbringen und das Ganze macht auch noch wahnsinnig Spaß, fördert meine
Kreativität und ich darf mal wieder mitdenken und das befriedigt mich
sehr.
Was aber auch unter
anderem bedeutet, dass ich nicht mehr acht Stunden am Tag am Schreibtisch vor
dem PC sitze, sondern eigentlich ständig auf den Beinen bin. In meinem Fall
bedeutet dies leider auch ständig auf den Füßen, was zur Folge hatte, dass ich
meist humpelnd durch den Verlag geschlichen bin. Das und die Tatsache, dass
sich meine Cousine für eine ausgiebige München-Tour-Woche angemeldet hat, hat
mich letztendlich die Geduld verlieren lassen.
Also wieder hin, zum
Hausarzt meines Vertrauens, der sich meine (leicht) aggressiv gefärbte
Beschreibung der letzten Wochen anhören durfte, mit der (nicht ganz sachlichen)
Einschätzung der Fähigkeiten seiner Kollegen. Heraus kam eine Überweisung zum
Chirurgen. Da es ja kein Fersensporn sein sollte, könnte ja doch noch ein
Fremdkörper in der Wunde sein.
Zum Chirurgen bin ich
dann mit den Worten rein: "Bitte nehmen Sie sofort ein Messer zur Hand und
erlösen mich von meinen Qualen". Der war dann natürlich leicht irritiert
und äußerte erst einmal den Wunsch mich untersuchen zu dürfen. Das war ich
nicht gewohnt.
Zur Untersuchung kam
dann auch die Überweisung für die Radiologie dazu, eine Etage tiefer. Ohne Röntgenaufnahme
könne man sowas nicht diagnostizieren. Kann man schon, andere Ärzte hatten von
dieser medizinischen Errungenschaft immerhin nie gehört.
Der Arzt in der Radiologie war dann erstaunt, dass ich wegen einem Verdacht auf Fremdkörper zu
ihm geschickt wurde. Ob denn keiner auf die Idee gekommen wäre, dass ich einen
Fersensporn hätte.
Ja, was soll ich
sagen. Die Idee hatte man ja, aber zwei wahnsinnig kompetente Ärzte, die
langjährig in Moosach praktizierten, fanden eine Entzündung halt... Hübscher.
Unkomplizierter. Billiger. Einfacher abzurechnen?
Wutschnaubend bin ich
dann zurück, zum Chirurgen, der mir kurzerhand Einlagen verschrieben hat, was
seiner Meinung nach schon vor Wochen hätte passieren sollen. Er konnte zum
Glück verstehen, dass ich nicht mehr zu meinem Orthopäden zurück wollte und hat
mir das Rezept dann selber ausgestellt. Nachdem mein neuer Körperkumpel aber
mittlerweile eine stattliche Größe von 4mm erreicht hatte in meinem Inneren,
wurde ich gleich darauf vorbereitet, dass es sich durchaus noch um einen
längeren Zeitraum handeln wird, in dem wir Spaß miteinander haben.
Mehr noch, es ist
quasi der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Behandelt wird die Auswirkung
des Fersensporns auf meinen Fuß, weggehen wird er wohl nicht mehr. Es gibt zwar
Behandlungsmethoden, die ihn verringern, vielleicht auch beseitigen würden.
Stoßwellen, Operation, aber niemand kann einem garantieren, dass das Problem
dadurch gänzlich verschwindet, bzw. dass man nicht nach der OP andere Probleme
hat, durch die Operationsnarbe direkt unter dem Fuß. Von den Kosten
(Stoßwellen) die man selbstverständlich selber zahlen müßte, was definitiv
nicht meine Budgethöhe betrifft, erst gar nicht zu reden. Auch die Beschreibung
der Botoxspritzen, inkl. Kosten hat sich nicht nach rettendem Rezept angehört,
zumal das meiste davon nur auf etwaige momentane Schmerzen eingeht, der
Fersensporn bleibt ja.
Einlagen sind
übrigens wirklich zu empfehlen. Man hat die ersten Wochen so starke Schmerzen
beim Laufen, dass man den eigentlichen Schmerz und Grund dafür völlig vergisst.
Auch eine Art der Behandlung. Zumal man jetzt nicht mehr einseitig belastet
wird, denn mit Einlagen tun beide Füße gleich weh, so kann man das Jammern auf
zwei verteilen. Absolut empfehlenswert!
Bevor dies eine
endlose Geschichte wird, sei nur noch hinzugefügt, dass es seit Oktober einen
neuen Orthopäden in Moosach gibt. Der hat mich dann tatsächlich von oben bis
unten untersucht, hat mich laufen, stehen, sitzen lassen und das
Ultraschallgerät angeschmissen (Glückwunsch, es ist ein Fersensporn!)
Seitdem habe ich
Termine in der Physiotherapie, mache brav meine Übungen zuhause und trage die
Einlagen und wenn es dann mal wieder heftiger wird, habe ich jetzt immer eine
Flasche Retterspitz im Haus, das wirkt über Nacht recht gut.
Solange ich keine
Härteübungen absolviere, wie letztlich die Hochzeit meiner Freundin, komme ich
relativ gut über den Tag, die Schmerzen werden weniger, das Laufen langsam
besser. Aber es ist halt ein langwieriger Prozess und es wird mir sicher noch
lange erhalten bleiben.
Sollte mich also
jemand auserwählt haben, das neue Mitglied in seiner Wandergruppe zu werden -
Danke, nein.
Braucht ihr jemanden,
der sich stundenlang in Stehkneipen mit euch rumtreibt? - Danke, nein. Frau hat
demnächst ein Abo auf alle Sitzplätze dieser Welt (ich komme jetzt sowieso bald
in ein Alter, wo mir die freiwillig angeboten werden)
Jemand da, der noch
einen Jogging-Partner sucht? Gerne, aber nur zum Aqua-Jogging.
Dafür dürft ihr schon
mal die Kameraobjektive für den nächsten Sommer putzen. Dicke
Weichgummi-Einlagen sehen in Flip-Flops und Riemchensandalen sicher ganz
entzückend aus.
Stop! Etwas positives
hat das Ganze doch. Mein Geldbeutel freut sich. Ausgiebige Shopping-Touren
machen meine Füße auch nicht mehr mit. Hurra.
Egal, ich kann wieder
auftreten und laufen ohne zu humpeln. Der Rest wird sich zeigen.
Alles wird gut...
:D Ich hab mich beim Lesen mal wieder köstlich amüsiert. :) Ich mag deinen Schreibstil wirklich sehr. :)
AntwortenLöschenUnd wenn ich mal in Moosach sein sollte und einen Orthopäden benötige, weiß ich wenigstens wo ich NICHT hingehe!
Mein HNO-Arzt ist vor ein paar Jahren in Rente gegangen. Ich dachte, wenn er eine Nachfolgerin aussucht, dann wird die auch so gut sein wie er... Leider nein... Sie ist ungefähr so kompetent wie meine Kater. Ihre Erklärungen sind grundsätzlich: "Pfff. Keine Ahnung! Ist halt so!" Und als ich einen Wisch haben wollte, wo drauf steht gegen was ich nun alles allergisch bin, gabs ein riesen Theater, da sie mir das nicht so einfach sagen können denn das fällt ja unter den Datenschutz! Hallo?! Es sind MEINE Daten! Auf mein Drängen hin haben sie mir dann einen "Allergiepass" ausgefüllt auf dem dann so tolle Sachen stehen wie: Sommerkräutermischung oder Gartenkräuter... Klingt wie diese Salatsaucen-Fix von Knorr... -.-
Erst als meine Hausärztin die Ergebnisse dann offiziell angefordert hat, habe ich erfahren, gegen was ich allergisch bin.
Also jeder macht wohl mal so tolle Erfahrungen mit Ärzten. :D
>Also jeder macht wohl mal so tolle Erfahrungen mit Ärzten<
AntwortenLöschenja, das ist das Traurige daran. Dabei ist es doch eindeutig eine Berufsgruppe, der man im Normalfall sein vollstes Vertrauen schenken sollte..
hallo Petra
Löschendu hast mir heute mal wieder den tag versüsst mit deinem Beitrag:)
ich wünsche dir gute Besserung
dazu könnte ich ein Buch schreiben,will dich aber nicht langweilen
seitdem schaue ich vor einem Arztbesuch immer erst Rezensionen im Internet an
da steht dann zbsb. auch Arrogant -
lässt einem nicht zu Wort kommen
leider hatte ich da nicht vorher reingeschaut:(
usw...
ich wünsche dir noch eine gemütliche Advents-und Weihnachtszeit
auf gute Ideen im neuen Jahr:)
liebe Grüsse Evelin
Stimmt, diese Rezensionen und Meinungen sollte man viel mehr nutzen...
LöschenDir auch alles Liebe und fröhliche Festtage :-)
Liebe Petra,
AntwortenLöschenich hoffe Du bist gut und schmerzfrei ins neue Jahr 2013 gerutscht! Für dieses wünsche ich Dir noch alles Gute, Glück und Erfolg, privat wie beruflich.
Es ist wirklich ein sprachlicher Genuss, Deinen Blog zu lesen. Du bist der beste Beweis dafür, dass Lesen bildet. Zumindest die Fähigkeit, aus seinen Gedanken fesselnde und kurzweilige Texte zu formulieren.
Ich bin froh und dankbar, dass ich Dich vor vielen Jahren als "Miss Beetle Connection" kennenlernen durfte. Da ich gerade mitten in einem neuen Projekt unter dem Titel "luftgekühlt - Zeitschrift für die Wolfsburger Klassiker" stecke, möchte ich Dich einladen, dafür regelmäßig (soll ab Mai 2013 vierteljährlich erscheinen) eine Kolumne zu schreiben. Denn ich möchte mit dem Magazin auch anspruchsvolle (um nicht zu sagen: intellektuelle) Leser erreichen. Deine Qualifikation dafür steht außer Frage. Und in Sachen Thematik würde ich Dir völlig freie Hand lassen. Du kennst die Käfer-&-Co.-Szene schließlich lange genug, um sie wortgewandt kommentieren oder auch kritisieren zu können.
Bitte melde Dich diesbezüglich umgehend unter bei mir.
Mit herzlichen, natürlich luftgekühlten Grüßen vom Rand des Spessarts
Rainer
Der vorletzte Satz sollte folgendermaßen lauten:
Löschen"Bitte melde Dich diesbezüglich umgehend unter rainer(at)luftgekuehlt.org bei mir."
Blogspot lässt wohl in Kommentaren keine E-Mail-Adressen zu.