Dienstag, 17. Mai 2011

Blog erstellt, Post geschrieben – und nun?

Um die Gedanken, die in meinem Kopf herumschwirren mal etwas zu sortieren, könnte ich auch Tagebuch schreiben. Ok, es ist mehr oder weniger ein Überbleibsel  vergangener Zeiten, aber das sind Kalligrafie-Federn auch und trotzdem schreibt es sich schön damit. Nicht alles was altmodisch ist, ist gleichzeitig schlecht. Warum also ein Blog? 

Meine kleine Miniumfrage auf facebook (leider kenne ich nicht viele Blogger) hat ergeben, dass du beim Bloggen lediglich „etwas in die Welt hinaus schreibst“. Das heißt dann ja, dass alle meine vorherigen Befürchtungen völlig umsonst waren und ich schreiben kann was ich will - selbst wenn es jemand liest, wird man es eher nicht kommentieren oder diskutieren. Irgendwie beruhigend... *grins*

Und wenn doch? Wenn es vielleicht doch irgendwo jemanden auf der Welt gibt, der sich für meine Gedankensprünge interessiert? Dann sollte ich mir wohl Mühe geben und mich zumindest so ausdrücken, dass sich der andere nicht furchtbar langweilt. Aber was langweilt Menschen und was nicht?

Wenn ich mir zum Beispiel die Statusmeldungen bei Facebook ansehe. Das reicht von "Hatte heute Hühnchen zum Mittag" über "pflanzt gerade die Balkonblumen ein" bis hin zu "es kotzt mich alles an". Geisteszustände werden hier genauso aufgelistet, wie Gesundheitsstadien, Frust oder Liebesglück herausgeschrien und ab und an schon nach ein paar Stunden widerrufen. Ich selber kann mich da gar nicht von freisprechen, nutze ich doch selber gerne foursquare, Twitter und Co. um mal kurz mitzuteilen, dass ich gerade beim Bäcker die erste Tasse Kaffee des Tages trinke. 

Ob man dafür empfänglich ist, hängt manchmal auch von der eigenen Tagesform ab oder von dem Interesse an einzelnen Personen. Nervt es bei Menschen, die ich nicht wirklich kenne, wenn sie ihr gerade verspeistes Menü verkünden, bringt es mich zum Lächeln, wenn der Pfarrer meines Stadtteil vom Schweinebraten schwärmt, den er gerade vor sich stehen hat. Da nenne ich es dann "aufgeschlossen den neuen Medien gegenüber", was ich bei einem Mann der Kirche mit (glaube ich zumindest) recht hohem Stand einfach nicht erwartet hätte (was natürlich auch wieder ein Vorurteil ist).

Bei diesen Kurznachrichten im Telegrammstil wäre ich wahrscheinlich auch überrascht, wenn jemand mit der Frage antworten würde: "Was für einen Kaffee trinkst du denn? Ist er gut, welche Bohne wurde benutzt"?
Dabei wollte ich doch nur mal kurz mitteilen, wo ich bin und das mir gerade gut geht.

Also alles nicht so einfach. Ein Blog ist ja im Prinzip nur die Langfassung dieser Statusmeldungen, hier wird ausführlicher beschrieben und mehr ins Detail gegangen. 

Wenn ich mir allerdings überlege, welche Blogs ich bisher gelesen habe, dann waren das meistens Blogs, die sich mit Buchrezensionen beschäftigen. Bücher sind nun mal meine Leidenschaft und ich hole mir so meine Anregungen für neuen Lesestoff. Das hat man früher über Foren gemacht, hat sich Themen herausgesucht, die einen interessieren (bei mir wären das noch Fotografie und American Football).

Damit ist man als Herausgeber/Schreiber eigentlich auf der sicheren Seite: jemand interessiert sich schon im Vorfeld für ein Thema und hat mich deswegen ausgesucht und ich kann auf vorhandene Dinge zurückgreifen, wie z.B. Bücher die gelesen wurden, Kameras die ausprobiert wurden, Spielberichte, die diskutiert werden.

Aber wer interessiert sich im Vorfeld für meine Gedankensprünge? Woher weiß ich, ob das, was in meinem Kopf vorgeht lesewürdig ist? Ich will ja niemanden zum Einschlafen bringen (dafür haben wir das Fernsehprogramm) und zum Schafe zählen eigne ich mich auch nicht (ich würde nie leichtfüßig über die Zäune springen, sondern sicher irgendwo hängen bleiben...)

 Da finde ich es dann tatsächlich beruhigend, dass Blogs eine eher einseitige Kommunikationsmöglichkeit sind. Andererseits auch wieder schade, denn ich bin ja hier gelandet, weil ich endlich mal raus mit den Gedanken will und hören möchte, ob andere ähnlich denken. Nachdem ich einen verdächtigen Hang zu Selbstgesprächen an mir entdeckt habe (die ich in meinem Alter schon etwas bedenklich finde) würde ich die eine oder andere Geschichte doch gerne teilen. Wofür ein Blog nicht geschaffen sein soll. Ich habe allerdings auch keine Lust auf Chats, wo mir der Erste dann in Neudeutsch entgegenwirft "Ey, was ist los, biste depri oder agro?".
Für Foren war ich in meinem früheren Job zuständig, ich weiß was da oft läuft, wie geduldig "Papier" (in diesem Fall virtuelles) ist und wie auch dort Themen schnell ausarten und sich verwandeln können.

Aber ich bemerke gerade eine wirkliche Gefahr, die hier beachtet werden muß. Etwas, was ich mir immer wieder anhören darf - das Risiko der Ausschweifungen. Ich glaube ich bin mal wieder an einer Stelle angelangt, die mein Vater immer ungeduldig mit "Jetzt komm mal langsam auf den Punkt" kommentiert hätte.

Wahrscheinlich einer der Gründe, warum ich nie tagtäglich Twittern werde, die Textvorgabe ist einfach zu kurz *zwinker*.

Es wird sich zeigen, ob ich mir doch noch ein Medium suche, um mich aktiv auszutauschen oder ob es mir reicht "in die Welt zu schreiben". Manchmal reicht es ja auch nur eine Geschichte zu erzählen und schon geht es einem besser, man wird es sehen.... heute reicht es mir erstmal nur einen Gruß zu schicken 
"Hallo Welt!" :-)




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen