Mittwoch, 18. Mai 2011

Wer bin ich?


Also, da es so aussieht, dass wir eine gewisse Zeit zusammen verbringen werden (wenn auch nur virtuell) sollte ich mich zumindest einmal vorstellen.



Wirklich spektakuläres gibt es eigentlich nicht zu berichten. Ich hatte eine (völlig der Norm entsprechende) glückliche Kindheit mitten im Ruhrgebiet. Ich wurde als Kind zu viel verwöhnt, was man als Teenager dann wieder gutmachen wollte (was dann irgendwie nicht so wirklich geklappt hat und mit etwas Stress verbunden war), womit ich also auch mit einer ganz normalen Jugendzeit aufwarten kann, mit den dazugehörigen (aus Kindersicht) himmelhochjauchzenden Höhen und tragischen Tiefen. Zu unseren Highlights gehörte damals der Pernot mit Cola, heimlich im Jugendzentrum in der Disco getrunken und das Groupiedasein bei unseren Klassenkameraden auf dem Fußballfeld. "Tura 86" darüber ging gar nichts *grins*.

Zu meinen größten Sünden zählte damals das Blaumachen der Schule, um in einem naheliegend Café Backgammon und Pac Man zu spielen. Leider kann ich nicht mal von heimlich gerauchten Zigaretten berichten, da ich nie geraucht habe und somit verlassen wir dann mal meine Kinder- und Jugendjahre, bevor noch jemand einschläft beim Lesen.

Mit 18 habe ich mich dann das erste Mal richtig verliebt, mit allem was dazugehört. Eine Liebe die bis heute noch verklärt in meinem Herzen ruht, weil wir nur schöne Tage hatten und wir dann nach einem Dreivierteljahr getrennt wurden, durch verwickelte und äußere Umstände, die wir nicht selber beeinflussen konnten. Ich schwanke immer noch zwischen dem  Wunsch, wissen zu wollen, was wohl aus ihm geworden ist und der Meinung es lieber beim Träumen zu lassen. Wer weiß, ob uns nicht auch der Alltag eingeholt hätte, den wir gar nicht richtig gemeinsam erleben konnten. Da denke ich liebe rosarot an diese Zeit zurück, bevor er vor mir steht und alle meine rosaroten Wölkchen verfliegen, nachdem er mir seine 8 Kinder vorgestellt hat (oder Schlimmeres...)


Das kann ich übrigens gut, das mit dem Rosarot. Ich habe schon etliche Undergrounds kennengelernt, auch in mir selber, aber irgendwie glaube ich immer noch an eine rosarote Welt oder versuche sie mir zumindest zu erhalten. Na ja, es kann nicht nur Realisten geben...


Nachdem ich mich unwillig durchs Abitur gearbeitet habe, stand ich erst einmal da und war eigentlich nicht gewillt gleich weiter zu arbeiten. Ehrlich gesagt wusste ich auch nicht sicher was ich tun wollte. Als Leseratte und da ich sowieso neben der Schule in der benachbarten Schulbibliothek gearbeitet habe, ging ich dort auch zum Schulpraktikum. Mit Büchern zu arbeiten war mein Wunsch, aber ich wusste nicht welche Richtung ich einschlagen sollte. Um Bibliothekarien zu werden, hätte ich weiter studieren müssen und das kam nun gar nicht für mich in Frage, war ich doch gerade erst der Schule entflohen. Die Berufsberaterin brachte es dann auf den Punkt: "sie reden gerne, können gut mir Menschen umgehen und wollen etwas mit Büchern machen, dann verkaufen Sie sie doch einfach". Auch keine schlechte Idee. Aber zu diesem Zeitpunkt, nach dem Abitur, habe ich tagsüber teils in einer Boutique, teils in einem Café gearbeitet, am Wochenende dann noch in einer Diskothek, das alles wollte ich nicht wirklich aufgeben, um dann für ein Zehntel des Geldes in verstaubten Buchhandlungen zu ackern. Da es aber nun erwartet wurde, habe ich mich brav beworben - Mitte Juni, für den Ausbildungbeginn Anfang August, natürlich mit der zu erwartenden hohen Anzahl an Absagen. Ich durfte also erst einmal fröhlich wirklich Geld verdienen und es noch fröhlicher ausgeben.


Bis zu dem Tag im August, wo neben der Boutique ein richtig schicker Laden gebaut wurde: hell, fröhliche Farben und ich konnte es kaum fassen - es sollte eine Buchhandlung werden. Fernab jeglicher traditioneller Buchhandelsfarben und Einrichtungen, wuchs da ein richtig schönes Ladenlokal und ich wollte nur eins: dort arbeiten.

Leider wollte der Inhaber das nicht. Mit der Argumentation "ich nehme keine weiblichen Auszubildenden, denn denen bring ich alles bei und dann werden sie schwanger", warf er mich aus dem Laden. 

Den Laden, den ich wunderschön modern fand und der von Tag zu Tag immer mehr zu einer Traumbuchhandlung geworden ist. Ich ging Ihm also auf die Nerven und kam Tag für Tag wieder, war ja kein Problem mit meinem Job nebenan. 

Nach 1 1/2 Wochen, war er so genervt, dass er meinte, was wäre wenn er mich einstellen würden, ob ich ihn dann, solange wie die Baustelle seine letzten Nerven koste,  in Ruhe lassen würde. Das Angebot fand ich nur fair, ich nahm also meinen Vertrag und begann am 1. November meine Ausbildung zur Buchhändlerin. 

Es war eine Ausbildung ganz nach meinem Geschmack. Bücher ohne Ende und einen Lehrmeister, der mit trockenem Berufsschulkram nichts anfangen  konnte, sondern mich lieber gleich überall mit hingenommen hat und das letzte Stückchen Liebe zum Buch, was vielleicht bis dahin noch gefehlt hat, dass brachte mir diese wunderbare Mann bei - ich hätte ihn ständig nur Knutschen können (die Berufsschule, denen ich laufend Entschuldigungen geschrieben habe, warum ich im Laden bleiben musste oder mit ihm verreist bin, hat das glaube ich nicht so gesehen, aber egal)

Letztendlich habe ich meine Ausbildungszeit um ein Jahr verkürzt und zwei Jahre später habe ich meinem Chef dann eine, der in der Zwischenzeit entstandenen, Filialen abgekauft. Nun war  ich, wie die Zeitschrift "Journal für die Frau" stolz berichtete "Deutschlands jüngste selbstständige Buchhändlerin (naja, eigentlich war ich mächtig stolz und nicht die Zeitschrift)



Kleine Anekdote am Rande. ich habe den Laden im November übernommen und die IHK hat dann verlangt, dass ich meinen Chef als meinen Ausbilder bis Januar einstelle, da ich ansonsten nicht zur Prüfung im Januar zugelassen worden wäre. Da soll nochmal einer sagen, wir leben nicht schön bürokratisch in Old Germany ;-))

Somit begann mein erstes, richtiges eigenes Arbeitsleben, welches dann völlig unverhofft und brutal nach 3 Jahren beendet wurde.

Fortsetzung folgt...


Dienstag, 17. Mai 2011

Blog erstellt, Post geschrieben – und nun?

Um die Gedanken, die in meinem Kopf herumschwirren mal etwas zu sortieren, könnte ich auch Tagebuch schreiben. Ok, es ist mehr oder weniger ein Überbleibsel  vergangener Zeiten, aber das sind Kalligrafie-Federn auch und trotzdem schreibt es sich schön damit. Nicht alles was altmodisch ist, ist gleichzeitig schlecht. Warum also ein Blog? 

Meine kleine Miniumfrage auf facebook (leider kenne ich nicht viele Blogger) hat ergeben, dass du beim Bloggen lediglich „etwas in die Welt hinaus schreibst“. Das heißt dann ja, dass alle meine vorherigen Befürchtungen völlig umsonst waren und ich schreiben kann was ich will - selbst wenn es jemand liest, wird man es eher nicht kommentieren oder diskutieren. Irgendwie beruhigend... *grins*

Und wenn doch? Wenn es vielleicht doch irgendwo jemanden auf der Welt gibt, der sich für meine Gedankensprünge interessiert? Dann sollte ich mir wohl Mühe geben und mich zumindest so ausdrücken, dass sich der andere nicht furchtbar langweilt. Aber was langweilt Menschen und was nicht?

Wenn ich mir zum Beispiel die Statusmeldungen bei Facebook ansehe. Das reicht von "Hatte heute Hühnchen zum Mittag" über "pflanzt gerade die Balkonblumen ein" bis hin zu "es kotzt mich alles an". Geisteszustände werden hier genauso aufgelistet, wie Gesundheitsstadien, Frust oder Liebesglück herausgeschrien und ab und an schon nach ein paar Stunden widerrufen. Ich selber kann mich da gar nicht von freisprechen, nutze ich doch selber gerne foursquare, Twitter und Co. um mal kurz mitzuteilen, dass ich gerade beim Bäcker die erste Tasse Kaffee des Tages trinke. 

Ob man dafür empfänglich ist, hängt manchmal auch von der eigenen Tagesform ab oder von dem Interesse an einzelnen Personen. Nervt es bei Menschen, die ich nicht wirklich kenne, wenn sie ihr gerade verspeistes Menü verkünden, bringt es mich zum Lächeln, wenn der Pfarrer meines Stadtteil vom Schweinebraten schwärmt, den er gerade vor sich stehen hat. Da nenne ich es dann "aufgeschlossen den neuen Medien gegenüber", was ich bei einem Mann der Kirche mit (glaube ich zumindest) recht hohem Stand einfach nicht erwartet hätte (was natürlich auch wieder ein Vorurteil ist).

Bei diesen Kurznachrichten im Telegrammstil wäre ich wahrscheinlich auch überrascht, wenn jemand mit der Frage antworten würde: "Was für einen Kaffee trinkst du denn? Ist er gut, welche Bohne wurde benutzt"?
Dabei wollte ich doch nur mal kurz mitteilen, wo ich bin und das mir gerade gut geht.

Also alles nicht so einfach. Ein Blog ist ja im Prinzip nur die Langfassung dieser Statusmeldungen, hier wird ausführlicher beschrieben und mehr ins Detail gegangen. 

Wenn ich mir allerdings überlege, welche Blogs ich bisher gelesen habe, dann waren das meistens Blogs, die sich mit Buchrezensionen beschäftigen. Bücher sind nun mal meine Leidenschaft und ich hole mir so meine Anregungen für neuen Lesestoff. Das hat man früher über Foren gemacht, hat sich Themen herausgesucht, die einen interessieren (bei mir wären das noch Fotografie und American Football).

Damit ist man als Herausgeber/Schreiber eigentlich auf der sicheren Seite: jemand interessiert sich schon im Vorfeld für ein Thema und hat mich deswegen ausgesucht und ich kann auf vorhandene Dinge zurückgreifen, wie z.B. Bücher die gelesen wurden, Kameras die ausprobiert wurden, Spielberichte, die diskutiert werden.

Aber wer interessiert sich im Vorfeld für meine Gedankensprünge? Woher weiß ich, ob das, was in meinem Kopf vorgeht lesewürdig ist? Ich will ja niemanden zum Einschlafen bringen (dafür haben wir das Fernsehprogramm) und zum Schafe zählen eigne ich mich auch nicht (ich würde nie leichtfüßig über die Zäune springen, sondern sicher irgendwo hängen bleiben...)

 Da finde ich es dann tatsächlich beruhigend, dass Blogs eine eher einseitige Kommunikationsmöglichkeit sind. Andererseits auch wieder schade, denn ich bin ja hier gelandet, weil ich endlich mal raus mit den Gedanken will und hören möchte, ob andere ähnlich denken. Nachdem ich einen verdächtigen Hang zu Selbstgesprächen an mir entdeckt habe (die ich in meinem Alter schon etwas bedenklich finde) würde ich die eine oder andere Geschichte doch gerne teilen. Wofür ein Blog nicht geschaffen sein soll. Ich habe allerdings auch keine Lust auf Chats, wo mir der Erste dann in Neudeutsch entgegenwirft "Ey, was ist los, biste depri oder agro?".
Für Foren war ich in meinem früheren Job zuständig, ich weiß was da oft läuft, wie geduldig "Papier" (in diesem Fall virtuelles) ist und wie auch dort Themen schnell ausarten und sich verwandeln können.

Aber ich bemerke gerade eine wirkliche Gefahr, die hier beachtet werden muß. Etwas, was ich mir immer wieder anhören darf - das Risiko der Ausschweifungen. Ich glaube ich bin mal wieder an einer Stelle angelangt, die mein Vater immer ungeduldig mit "Jetzt komm mal langsam auf den Punkt" kommentiert hätte.

Wahrscheinlich einer der Gründe, warum ich nie tagtäglich Twittern werde, die Textvorgabe ist einfach zu kurz *zwinker*.

Es wird sich zeigen, ob ich mir doch noch ein Medium suche, um mich aktiv auszutauschen oder ob es mir reicht "in die Welt zu schreiben". Manchmal reicht es ja auch nur eine Geschichte zu erzählen und schon geht es einem besser, man wird es sehen.... heute reicht es mir erstmal nur einen Gruß zu schicken 
"Hallo Welt!" :-)




Montag, 16. Mai 2011

Jetzt auch noch bloggen?

Wenn man mal so überlegt... früher habe ich meinen Job, sprich die dazugehörigen Kundendaten noch auf Karteikarten geschrieben, der Schritt zum PC hat lange gedauert. Danach ging aber auch der Rest recht schnell: die erste eigene Datenbank und kurz darauf schon das Internet.

Auf einmal waren sie da, all die anderen, direkt bei mir im Zimmer und ich fand diese Welt faszinierend. Die Faszination hat bis heute angehalten. Ich habe alles Mögliche ausprobiert, habe mich begeistern lassen, Enttäuschung erlebt, meine Faszination zum Beruf gemacht und bei einem Onlinedienst gearbeitet.

Ich bin immer noch von vielen Möglichkeiten begeistert, einige davon ersparen mir viel Zeit, einige sind bequem, einige sind interessant und die Möglichkeit sich mit Leuten auszutauschen, die man sonst nie "kennengelernt" hätte, hat immer noch seinen Reiz.

"Kennengelernt" steht hier bewusst in Anführungszeichen, denn es ist ja nur ein virtuelles Kennenlernen, oft über tausende Kilometer hinweg. Bis auf wenige Fälle der Desillusion, habe ich so schon Menschen "getroffen" mit denen ich mich in einer Art und Weise austauschen konnte, die ich nie für möglich gehalten hätte.

Es sind auch Freundschaften entstanden, die den Sprung ins Realleben geschafft haben und die sich bis heute gehalten haben. Die intensivste Seelenverwandtschaft (normal vermeide ich dieses Wort, weil es sich so schwülstig anhört, aber hier passt es wirklich mal) verbindet mich mittlerweile über Jahre mit meiner Freundin, die mich besser kennt als ich selber. Wir haben uns damals über ein Forum kennengelernt.

Damit könnte man sich eigentlich zufrieden geben und weiterhin das Beste aus dieser Datenwelt und virtuellen Welt ziehen, es weiter effektiv für sich nutzen und seine technische Neugierde, sowie den Wissendurst befriedigen.

Aber nein, es scheint nicht mehr zu reichen. Man wird immer mehr dazu angehalten sich zu präsentieren, sich mitzuteilen und Treffpunkte zu nutzen, wo man Beides kann. Ich habe einen Facebook-Account, teile über Foursquare mit, wo ich mich ab und an befinde und habe auch schon ein wenig gezwittschert und mich bei Twitter vergnügt, obwohl ich nicht gerade ein Meister der kurzen Sätze bin.

Kommen wir also nun zur Anfangsfrage zurück: Jetzt auch noch bloggen?

Ich habe gute Blogs gelesen und habe auch welche gelesen, wo ich hinterher gedacht habe „war eine Veröffentlichung von so einem Quatsch wirklich nötig“? Zur Toleranz gehört allerdings auch, dass man jedem zugesteht, dass was einem wichtig ist zu äußern und vielleicht war es das ja. Ich möchte einfach nur die vielen Gedanken aus meinem Kopf bekommen, die da manchmal so herumschwirren. Möchte sie zu fassen bekommen und herausfinden, ob an ihnen was dran ist. Normalerweise macht man das in Gesprächen mit Freunden, wenn diese aber nicht ständig verfügbar sind oder weiter weg wohnen, ist das auch nicht immer umsetzbar. Andererseits bin ich ein Sicherheitsmensch, der ungerne zu viel von sich verrät, sich meist eine Hintertüre offen hält und versucht nur die Oberfläche von sich zu zeigen, solange er jemanden nicht gut kennt. Das ist natürlich alles nicht umsetzbar, wenn die ganze Welt mitliest und deswegen fällt mir der Gedanke, der mich an sich reizt im Moment nicht schwer und ich habe lange gebraucht, bis ich dann tatsächlich hier gelandet bin.

Jetzt ist zumindest die Anmeldung vollbracht und ich bin sehr gespannt, ob ich dieses neue Medium tatsächlich nutzen werde, ob ich mich mit dem Outen meiner Gedanken anfreunden kann und was es mir selber bringt… hier bin ich!