Mittwoch, 6. Juli 2011

Regel Nr. 1: Höre nie auf deinen Personal-Trainer

Es ist jetzt nicht so, dass ich einen habe… wie immer, wenn persönliche Betreuung ansteht, geht es erst einmal unpersönlich ans Geld, welches ich ebenfalls  nicht habe. Dazu kommt, dass mir völlig der Heidi Klumsche Ehrgeiz fehlt und ich würde mit meiner enormen Bequemlichkeitsliebe jeden Trainer in den Wahnsinn treiben und demotivieren, ich bin mir da ganz sicher.

Früher war ich da schon etwas aktiver, aber das war vor etlichen Jahren und mit geschätzten 25 Kilo weniger auf der Waage, heute müsste ich das ja alles mitbewegen (Hallo? Hört auf zu grinsen, wir sprechen hier immer noch über Sport *g*)

Es ist nicht so, dass ich Sport nicht mag. Meine Lieblingsmotive in der Fotografie waren schon immer Sportler und Sportveranstaltungen, ich liebe es die Bewegungen festzuhalten und möglichst scharf aufs Bild zu bekommen. Was einem bevorzugt dann gelingt, wenn man selber schön still hält, also optimal für mich.



Leider weiß ich auch, dass ein sportlicher Mensch schon der gesündere ist und dass ein wenig Bewegung nicht ganz verkehrt ist, vor allem, wenn man älter wird. Ich nehme mir also in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder vor etwas zu tun, was über meine morgendlichen Sit-Ups und dem gelegentlichen Radfahren hinausgeht. Das mit dem Vornehmen klappt allerdings besser als die Umsetzung der guten Vorsätze.

Seit einiger Zeit hat mein schlechtes Gewissen einen Namen und einen Körper bekommen. Einen männlichen Körper genauer gesagt, in Form meines Nageldesigners. Nachdem ich mir regelmäßig den Luxus zugestehe nicht mehr mit abbrechenden, weichen Nägeln herumlaufen zu wollen, habe ich dieses (in dieser Branche) eher seltene Exemplar entdeckt. 

Männlicher Körper beschreibt es in diesem Fall ziemlich genau, denn anstatt der zierlichen kleinen Asiatin, sitzt einem ein Body gegenüber, für den die Wörter muskelbepackt und definiert wohl erst erfunden wurden. Was einen nicht wundert, wenn man dann von ihm hört, dass er schon morgens vor dem Öffnen des Ladens ins Fitness-Studio geht um eine paar Stunden zu trainieren und wenn ich morgens schreibe, dann meine ich damit sehr früh morgens, wo unsereiner sich noch mindestens dreimal umdreht. Dummerweise ist er auch noch sehr gesundheits- und ernährungsbewusst, wo ich dann ins Spiel komme.

Alle 4 -6 Wochen bekomme ich zu meinen Nägeln und meinen gepflegten Füßen, noch eine Ernährungsberatung hinzu, nachdem ich ihm mal unvorsichtigerweise erzählt habe, dass ich nicht nur ein Fastfood- und Kohlenhydrat-Junkie bin, sondern auch ein Meister in den Disziplinen Bequemlichkeit und Unsportlichkeit. Da arbeitet er nun monatlich dran. Mit sehr viel Engagement und Sachverstand, welches ich beides absolut anerkenne und löblich finde (…wenn es nicht gerade um mich ginge)

Da ich natürlich weiß, dass nicht nur ein Quäntchen Wahrheit in dem steckt, was er sagt, sondern ein ganzer Container, versuche ich doch hin und wieder einige seiner Tipps zu beherzigen, mit mehr oder minderem Erfolg (immerhin mache ich jetzt regelmäßig Sit-Ups...)

Somit habe ich den heutigen Tag auch ihm zu verdanken. Nachdem wir uns gestern noch unterhalten haben, dass ich bei dem schönen Wetter, immerhin habe ich ja Urlaub, auch schön schwimmen gehen könnte, wollte ich es heute Morgen gleich in die Tat umsetzen.

Da saß ich nun und habe erst einmal überlegt in welches Schwimmbad. Der Wecker hat extra dafür um 06.00h geklingelt, damit ich eventuell noch die Frühbuchertarife der Freibäder nutzen konnte, das Dante-Bad ist relativ schnell von mir aus zu erreichen, wenn man mit dem Fahrrad fährt, was ja schon doppelt sportlich gewesen wäre. Andererseits hat mir die Wassergymnastik im Olympia-Bad immer viel Spaß gemacht und in der Zeit habe ich einiges an Gewicht verloren. Ich also erst mal die Webseite gesucht, um nachzusehen, ob es heute noch angeboten wird.

Das Angebot war noch existent, mittlerweile aber auf 15 Leute beschränkt und ich weiß, dass vor zwei Jahren immer ca. 30-35 Leute mitgemacht haben: Das könnte dann so ausgehen, dass ich hinfahre, aber nicht mitmachen darf, da die eingeschworene Jeden-Morgen-Gemeinde schon Gewehr bei Fuß steht. Also müsste ich dann doch im normalen Becken schwimmen und dafür braucht man eigentlich nicht so weit zu fahren. Es sei denn ich nehme die U-Bahn, was dann wieder unsportlich, aber immerhin schneller wäre.

Das hört sich jetzt nach kurzen Überlegungen an, aber in Wahrheit habe ich dazwischen noch dieses und jenes erledigt, habe am PC die übliche Morgenrunde absolviert und auf einmal war es 09.00h, der Frühbucher-Tarif somit durch und die Wassergymnastik auch nur noch pünktlich zu erreichen, wenn ich einen Hubschrauber gehabt hätte. Aber um bei der Wahrheit zu bleiben – ich hatte schlicht und einfach keine Lust, das ist leider so, da hilft auch kein guter Vorsatz.

Um mich nicht ganz wie der letzte Verlierer zu fühlen (der nächste Nagel-Termin ist immerhin schon nächste Woche), habe ich mir gedacht, ich hole wenigsten meine Inliner aus dem Keller (die liegen da seit 12 Jahren herum, alleine und verlassen). Darüber hatten wir uns letztes Mal unterhalten, dass mir das Laufen damit immer Spaß gemacht hat. Wie ein pausbäckiger kleiner Wirbelsturm bin ich früher dahin gebraust und wenn heute auch nur noch die Pausbacken übrig sind, wollte ich es zumindest mal wieder versuchen.

Gesagt getan. Voll motiviert in den Keller, Inliner herausgekramt und hinein ins Vergnügen. Um kurz darauf nicht mehr ganz so motiviert festzustellen, dass „hinein in die Inliner“ gar nicht so einfach war (ich wusste gar nicht, dass man auch an den Füßen zunimmt?) Egal, die Dinger haben zusätzliche Schnürsenkel, wer braucht da noch Schnallen die zugehen?

In der Hoffnung, dass meine Nachbarn alle brav arbeiten waren und meine ersten Versuche nicht beobachten würden, bin ich dann raus auf die Straße. Die ersten Meter waren gar nicht so schlimm, also bin ich mutig voran gefahren und dachte ich fange mal mit dem Weg zur Post an, da hatte ich sowieso etwas zu erledigen.

Den relativ kurzen Weg habe ich dann beinah showmäßig absolviert. Wenn irgendjemand etwas davon hören  sollte, das im Münchener Stadtteil Moosach eine wild rumwedelnde Gestalt gesichtet wurde, die nur noch aus einem Gewirr von in der Luft flatternden Armen und Beinen zu bestehen schien – keine Angst, es gibt immer noch keine Marsmenschen und der Zirkus ist auch nicht in der Stadt, das was nur ich.

Immerhin habe ich es tatsächlich bis zum Bahnhof geschafft, schweißgebadet und immer knapp den menschlichen Elchtest bestehend. Solange bis ich zur Unterführung gekommen bin die (zugegeben  nur leicht) abschüssig nach unten verläuft. Bis zu diesem Zeitpunkt tat mir schon alles unterhalb der Gürtellinie weh, mein Gleichgewicht hatte ich dummerweise zuhause im Keller vergessen und Leute, die mir entgegenkamen haben schon mal sicherheitshalber die Seite gewechselt, nicht ohne mir vorher ängstliche Blicke zuzuwerfen (ich weigere mich zu glauben, dass sie hämisch gegrinst haben).

Der wartende Busfahrer hat mir dann noch fasziniert zugesehen, wie man es schafft einen kleinen Weg herunterzufahren, ohne zu wissen wie man bremst (noch nie war ich so froh über die ansonsten störenden Baustellenzäune…) und das war dann der Punkt, wo ich mir nur noch über eines sicher war: Keinen Meter mehr!

Eine Entscheidung, die auch meine unmittelbare Umgebung erleichtert registriert hat, die dann endlich ihren Weg fortsetzen konnte, ohne Angst davor überrollt zu werden.

Ich mag ja dummer Sprüche, aber ich wollte diesen hier einfach nicht Realität werden lassen (zumal ich meine Knochen liebe, die begleiten mich schon so lange):


Und ja, ich gebe es hiermit öffentlich und ohne mit der Wimper zu zucken zu. 
ICH BIN…

Wem meine Inliner leidtun, die nun wieder in meinem Keller dahinvegetieren würden, den kann ich beruhigen. Ich habe sie noch in der Unterführung ausgezogen und einem verdatterten jungen Mann in die Hand gedrückt. Nachdem er den Schock überwunden hat, gerade einen vermeintlichen unsittlichen Antrag bekommen zu haben oder dem Zwang einer ungewollten Zahlung zu erliegen, hat er sich riesig gefreut und ist schnell von dannen gezogen (wahrscheinlich erzählt er gerade irgendeinem Freund von der Verrückten, die ihm heute in der früh am Moosacher Bahnhof begegnet ist *g*)

So komme ich zumindest nicht wieder in die Versuchung es noch einmal zu testen und diese halsbrecherische Aktion noch einmal zu probieren.

Ach ja… morgen gehe ich dann schwimmen (wenn es schön ist...)




***




P.S. um etwaigen Copyright-Ansprüchen entgegen zu wirken, das letzte Bild habe ich mir hier geborgt: Schleichwerbung :-)

...und wenn ich eh schon dabei bin: Stefan`s Beauty & Wellness



 



3 Kommentare: